Die Familiensynode befindet sich gerade bei Halbzeit – und die Stimmung im Vatikan ist nicht die beste. Papst Franziskus entschuldigte sich am Mittwoch für die jüngsten Skandale. Welche er meinte, verriet er nicht. Doch man kann getrost davon ausgehen, dass er nicht zuletzt auch an die Störmanöver dachte, welche konservative Kardinäle gegen ihn und die Synode organisiert haben.

Vor wenigen Tagen ist der italienischen Zeitschrift "L'Espresso" ein Brief zugespielt worden, in welchem sich angeblich 13 konservative Kardinäle beim Papst darüber beschweren, dass er mit der Formulierung des Arbeitspapiers für die Synode sowie mit der Zusammensetzung der wichtigen Kommissionen die Weltbischofsversammlung auf eine Weise vorgespurt habe, dass bezüglich der Sakramente für wiederverheiratete Geschiedene und des Umgangs mit Homosexuellen nichts anderes als eine Liberalisierung daraus resultieren könne. Oder etwas direkter formuliert: Der Papst inszeniere mit der Synode eine Farce.

Post in Zeitung "skandalös"

Wer der Zeitschrift den Brief zugespielt hat, ist nicht bekannt. Vier der Kardinäle haben außerdem dementiert, das Schreiben je gesehen zu haben. Fest steht aber, dass der Brief existiert. Der Präfekt der Glaubenskongregation, der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller, bezeichnete es als "skandalös", dass erneut interne Post den Weg an die Öffentlichkeit gefunden habe. "Wir stehen vor einem neuen Vatileaks", sagte er.

Die Frage ist nun, wer in der Kurie für das Leck verantwortlich ist. "Es gibt keinen neuen Skandal um heimlich weitergereichte Dokumente, aber es soll der Eindruck erweckt werden, es gebe einen solchen", zitierte der "Corriere della Sera" einen Papst-Vertrauten. Die Vorgänge seien "alarmierend", so die Zeitung. Reformgegner versuchten, ein nicht der Realität entsprechendes Bild von Chaos und Streit zu zeichnen. Damit wollten sie "nicht nur die Synode, sondern gleich das ganze bisherige Pontifikat des Papstes desavouieren".

Kompromiss möglich

Derweil gehen die Diskussionen an der Synode in die heiße Phase. Bezüglich der Sakramente für die wiederverheirateten Geschiedenen scheinen die Fronten verhärtet. Es gibt aber einen Kompromissvorschlag: Einige Synodenväter fordern, keine allgemeingültige Regelung zu treffen, sondern Bischöfen zu ermöglichen, den gesellschaftlichen Gegebenheiten in ihren Bistümern ein Stück weit Rechnung zu tragen. (Dominik Straub aus Rom, 15.10.2015)