Goethe, der hier immer noch über einen guten Ruf verfügt, obwohl er seine Geburtsstadt später mied, verglich Übersetzungen mit verschleierten Schönen, die Sehnsucht nach dem unverhüllten Original erwecken.

Des unverhüllt Originalen dürfen sich die "Kunden", wie die Messebesucher neuerdings heißen, auch an der Buchmesse befleißigen. Denn man hat, wie der unverwüstlich optimistische Messe-Direktor Juergen Boos sagt, die "englischsprachige Welt ins Zentrum geholt", was leider einen "Domino-Effekt" für alle Hallen ausgelöst habe.

Das Ganze läuft unter dem Motto "Mut zur Brücke." Letzterer soll laut Boos den Blickwinkel beherzt erweitern, am besten noch mehr in Richtung Geschäft. Die Buchmesse ist nun also "the place to be", und so lässt sich, nachdem man die "Self-Publishing Area" und die Plakate für den "beauty and the book award" passiert hat, recht trefflich ein "Full-Service-Messeerlebnis" genießen.

Nicht dass es schaden könnte, seine Englischkenntnisse aufzufrischen, doch mit Original, Übersetzung und deutscher Sprache ist es so eine Sache. Der heuer verstorbene Harry Rowohlt, der McCourts Die Asche meiner Mutter übersetzte, spottete zuweilen, er habe das Buch dreimal übersetzen müssen. Einmal aus dem irisch-amerikanischen Englisch und zweimal aus dem deutschen Lektorat.

Doch es gibt auch Erfreuliches zu berichten. Der Teufelsgeiger in der U-Bahn-Passage vor der Messe ist wieder da. Wie jedes Jahr beschallt er unbeachtet (dafür passioniert) die heranhastenden Kunden. Diesmal hat er eigene Gedichte dabei. Englische. Was die Wiedersehensfreude nur wenig trübt. (Stefan Gmünder aus Frankfurt, 14.10.2015)