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Wladimir Putin glaubt in einen Abgrund zu blicken und ist nicht amüsiert.

Foto: REUTERS/Alexei Nikolsky/RIA Novosti/Kremlin

Moskau – Wegen technischer Probleme hat der russische Präsident Wladimir Putin den ersten Raketenstart vom neuen Weltraumbahnhof Wostotschny um vier Monate verschoben. Statt im Dezember werde eine Sojus-Rakete mit einem Satelliten erst im April 2016 ins All fliegen können, sagte er bei einer Inspektion der Baustelle in der Amur-Region nahe der chinesischen Grenze.

Masse an Problemen

Putin forderte dabei auch eine genaue Aufklärung aller Skandale auf dem Kosmodrom. Arbeiter hätten wegen ausstehender Löhne gestreikt, und drei Bauleiter seien unter Betrugsverdacht in Millionenhöhe festgenommen worden. "So mit staatlichem Geld umzugehen, ist absolut unzulässig", kritisierte Putin. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Der für Raumfahrt zuständige Vizeregierungschef Dmitri Rogosin sagte bei dem Termin rund 8.000 Kilometer östlich von Moskau, die Arbeiten in Wostotschny könnten in diesem Jahr beendet werden. Tests dauerten dann aber mehrere Monate. "Auch der zu erwartende Frost von minus 40 Grad Celsius hilft uns nicht gerade bei der Arbeit", meinte Rogosin.

"Überstürzen Sie nichts", aber ...

Putin betonte, das Wichtigste seien eine hohe Qualität des Kosmodroms und sichere Starts. "Überstürzen Sie nichts", sagte der Präsident. Ein Start zum russischen Tag der Raumfahrt am 12. April sei jedoch "wünschenswert". Er warf Rogosin indirekt vor, ihn unvollständig über den mehrmonatigen Baurückstand informiert zu haben.

"Wir brauchen Qualitätsarbeit und keine überoptimistischen Berichte", sagte Putin. Die öffentliche Kritik an Rogosin ist ungewöhnlich, weil der Politiker als einer der politischen Favoriten des Kremls gilt.

Erster bemannter Start lässt lange auf sich warten

Wegen der technischen Probleme musste bereits der erste bemannte Start von Wostotschny ins All um sieben Jahre auf voraussichtlich 2025 verschoben werden. Die Mittel für Raumfahrtprojekte bis 2025 sind wegen der Wirtschaftskrise in Russland um rund 25 Prozent auf umgerechnet etwa 33,6 Milliarden Euro gekürzt worden. Vor allem der niedrige Ölpreis belastet den Haushalt der Rohstoffmacht.

Russland baut seit 2010 an dem Weltraumbahnhof. Mit Wostotschny will sich das Riesenreich nicht zuletzt unabhängig vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan machen, das Russland für 100 Millionen Euro im Jahr pachten muss. (APA, red, 14. 10. 2015)