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Aus der Masse der Nominierungen für das Goldene Brett 2015 erhebt sich mit FPÖ-Umweltsprecherin Susanne Winter auch eine Kandidatin aus Österreich. Doch die Konkurrenz ist stark.

Foto: APA/Wiesner

Wien – Zu einem deutsch-österreichischen Kopf-an-Kopf-Rennen könnte es heuer im Wettbewerb um das Goldene Brett vorm Kopf kommen. Im vergangenen Jahr hatte der deutsche Soulsänger Xavier Naidoo den Schmähpreis für die Verbreitung kruder politischer Verschwörungstheorien erhalten. In diesem Jahr ist mit FPÖ-Umweltsprecherin Susanne Winter eine aussichtsreiche Kandidatin aus Österreich im Rennen.

Mit dem als Masernviren-Leugner bekannt gewordenen deutschen Biologen Stefan Lanka hat Winter allerdings einen prominenten Konkurrenten. Eher Außenseiterchancen dürfte der dritte Kandidat, der US-amerikanische Wundermittelverkäufer Jim Humble, haben.

Hintergrund

Mit dem Goldenen Brett macht die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) auf den "größten antiwissenschaftlichen Unfug des Jahres" aufmerksam. Heuer feiert die Verleihung mit ihrer fünften Ausgabe ihr erstes kleines Jubiläum. Vergeben wird der Preis immer an Personen oder Institutionen, die mit wissenschaftlich widerlegten bis jenseitigen Behauptungen in die Medien drängen, Angst verbreiten oder schlicht mit ihrem Unfug Geld verdienen wollen.

In einem ersten Schritt wurde die Öffentlichkeit vor einem Monat um Nominierungen gebeten, die auf der Website des Goldenen Bretts eingereicht werden konnten. Aus einigen hundert Vorschlägen hat eine Jury die Shortlist der drei Kandidaten ausgewählt. Der "Sieger" respektive die "Siegerin" wird am 21. Oktober bekanntgegeben werden.

Das Kandidatenfeld

Susanne Winter verdiente sich ihre Preis-Anwartschaft laut GWUP mit der Bezeichnung des Klimawandels als "Lügengebäude" und "ideologische Pseudowissenschaft". Gerade weil sie dabei behaupte, sich auf "Vernunft" und "wissenschaftliche Untersuchungen" berufen zu können, müsse ihr heftig widersprochen werde, so die GWUP. Außerdem zeige Winter "Sympathie für andere esoterische Behauptungen": Über Facebook verbreite sie "wissenschaftlich unhaltbare Theorien – von Raumenergietechnologie, Perpetuum-mobile-Geräten und angeblich mit Wasser betriebenen Autos bis hin zu außersinnlichem Kontakt mit multidimensionalen Wesen".

Der deutsche Biologe, Impfgegner und Autor ("Der Masern-Betrug", "Impfen und AIDS: Der Neue Holocaust") Stefan Lanka wiederum leugne die Existenz von Infektionskrankheiten wie Aids und Ebola und bestreite, dass Viren Krankheiten auslösen können. Außerdem stehe er der "Neuen Germanischen Medizin" nahe – einem esoterischen Gedankengebäude, das unter anderem die wissenschaftlich-medizinische Behandlung von Krebs ablehnt, begründete die GWUP die Nominierung.

Bekannt wurde Lanka durch das Ausloben eines Preises von 100.000 Euro für den Beleg von Existenz und Größe von Masernviren mit wissenschaftlichen Methoden. Nach der Vorlage von wissenschaftlichen Publikationen durch einen Mediziner verweigerte Lanka die Zahlung und wurde schließlich von einem Gericht dazu verurteilt.

Letzter Kandidat ist der US-Amerikaner Jim Humble: Er verkauft online ein "Miracle Mineral Supplement", das gegen Autismus bei Kindern, Aids, Krebs, Grippe, Herpes und so weiter wirken soll. Dieses ist allerdings weder wissenschaftlich getestet noch als Heilmittel medizinisch zugelassen, wie die GWUP betont. Außerdem enthielten seine Präparate chemische Verbindungen wie das auch zur Desinfektion von Schwimmbädern verwendete giftige und ätzende Natriumchlorit (nicht zu verwechseln mit Natriumchlorid, also Kochsalz). Nebenbei kann man sich von Humble, der auch als Bischof einer selbstgegründeten Kirche amtiert, zum "Reverend Doctor" ausbilden lassen.

Die Gala

Bei der Preisvergabe durch die Jury spielen unter anderem der "Grad der Abwegigkeit" der vertretenen Theorien, die Kritikresistenz der Personen beziehungsweise Organisationen und deren kommerzielles Interesse eine Rolle. Außerdem wird bewertet, inwieweit para- oder pseudowissenschaftliche Theorien ausdrücklich als Wissenschaft ausgegeben und inwieweit Gesundheit oder das politisch-gesellschaftliche Gefüge gefährdet werden.

Gekürt wird der Preisträger am 21. Oktober um 20 Uhr in der Wiener Urania. Unter den Ehrengästen der Veranstaltung wird auch der deutsche Kabarettist Bernhard Hoëcker sein, der Eintritt ist frei. (red, APA, 14.10.2015)