Christiane Paul ist "Unterm Radar": Als Richterin und Mutter einer Tochter mit Kontakten zu Islamisten gerät auch sie unter Verdacht.

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Wien – Heinrich Buch hat gut zu tun. Akute Terrorwarnung in Berlin. Alles mobilisieren. Und tatsächlich passiert der Anschlag. Ein Selbstmordattentat in einem Linienbus mitten am Gendarmenmarkt. Sieben Menschen sterben, 40 werden schwer verletzt. Die Stadt ist im Ausnahmezustand. Der BKA-Beamte Buch (Heino Ferch) ist unter Zugzwang. Die Täter müssen gefasst werden, schnell und mit allen Mitteln.

Die apokalyptische Ausgangssituation, wie sie sich in Unterm Radar von Elmar Fischer, Mittwoch um 20.15 Uhr dargestellt, ist in Film und Fernsehen beliebtes Thema: Ein Ereignis katastrophalen Ausmaßes, das bis dato in der Form noch nicht dagewesen ist, droht das gesellschaftliche Gefüge zum Kippen zu bringen. Dahinter offenbart sich eine verkehrte Welt, in der die Normalität abhandengekommen ist. Jetzt heißt es durchgreifen. In diesem Fall bedeutet das: die Ausschaltung des Rechtsstaats.

Denn im Hintergrund ist längst ein Überwachungsapparat am Werk, der jegliche Achtung vor der Würde des Menschen verloren hat, auf dessen Radarschirm jede Person verdächtig ist.

Richterin unter Verdacht

Ein Unglücksfall ist der Anschlag, denkt sich Richterin Elke Seeberg (Christiane Paul) und ist vorerst nicht weiter beunruhigt, als ihre halbwüchsige Tochter noch nicht heimkehrt. Erst als mitten in der Nacht eine Spezialeinheit in ihre Wohnung dringt, sie zu Boden wirft, ihr den Mund zuklebt, brennt der Hut.

Die Mutter wird verdächtigt und staunt, was die Behörde alles weiß: Warum nehmen Sie Schlafmittel? Wieso haben Sie am soundsovielten 15.000 Euro vom Bankkonto abgehoben? Dass die Tochter Islamistin ist, behaupten die Beamten, Beteuerungen der Mutter ignorieren sie.

Ferch stützt anfangs als grimmiger, kettenrauchender BKA-Beamter das System, als er das wahre Ausmaß – Entführung, Folter im Namen des Staates – erfasst, wechselt er die Seite. "Das Innenministerium und das BKA schaden mit Rechtsbeugung, mit Diffamierung und Folter der Idee einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft", wird die Anwältin Seebergs sagen.

Am Ende hilft nur frische Luft. Es bleibt: Unbehagen. (Doris Priesching, 14.10.2015)