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Autor Norbert Scheuer liest in Innsbruck.

Foto: APA/EPA/Jens Kalaene

Das Leben des 24-jährigen Paul Arimond endet am 9. Juni 2004. Das erfährt man aus einer dürren dpa-Meldung gegen Ende des Buches. Arimond stirbt als Sanitätsobergefreiter der deutschen Bundeswehr in Kabul bei einem Sprengstoffanschlag auf einen Bus, der ihn, auf dem Weg Richtung Heimat, zum Flughafen hätte bringen sollen. Ein solches Attentat hat es 2003 tatsächlich gegeben, damals starben vier deutsche Soldaten.

Der deutsche Schriftsteller Norbert Scheuer schickt in seinem Roman Die Sprache der Vögel (C.H. Beck, 2015) den sensiblen und fragilen Paul Arimond aus der Idylle einer Kleinstadt in den Krieg nach Afghanistan. Arimond entstammt einer Familie obsessiver Vogelliebhaber, sein Ururgroßvater etwa bereiste seinerzeit Afghanistan und forschte nach einer Universalsprache der Vögel. Für den jungen Soldaten ist der Kriegseinsatz am Hindukusch aber auch eine Flucht vor dem Gewissen: Bei einem Autounfall, den er verursacht hatte, kam ein Freund nachhaltig zu Schaden.

Mit Ankunft im Kriegsgebiet hält Paul seinen Alltag als Sanitäter in seinem Tagebuch fest. Lakonisch schreibt er von Hitze, Langeweile, schrecklich zugerichteten Menschen und Sterbenden. Doch er schweift ab, es zieht ihn weg vom Krieg hin zur seiner ornithologischen Besessenheit. 137 Vogelarten beschreibt er akribisch, nennt sie bei ihrem lateinischen Namen und fügt Illustrationen bei.

Mit dem Buch hat Norbert Scheuer einen Kriegsroman vorgelegt, dessen Fokus nicht auf martialischen Kampfhandlungen, sondern auf der unendlichen Vielfalt und dem Artenreichtum der afghanischen Vogelwelt liegt. Am Donnerstag liest Scheuer im Literaturhaus am Inn. (dns, 13.10.2015)