Zagreb – Kroatien bereitet ein winterfestes Transitzentrum für Flüchtlinge vor. Das neue Aufnahmezentrum, das in einer ehemaligen Lagerhalle in einer Industriezone in Slavonski Brod an der Grenze mit Bosnien-Herzegowina entsteht, soll demnächst das Zeltlager in Opatovac ersetzen, bestätigte das kroatische Innenministerium laut Medienberichten vom Dienstag.

Seit Mitte September werden die Flüchtlinge, die auf ihren Weg Richtung Mitteleuropa durch Kroatien kommen, in dem Zeltlager an der Grenze mit Serbien versorgt und dann binnen Stunden weiter an die ungarische Grenze gebracht. Angesichts der sinkenden Temperaturen sind die Zelte nicht mehr ausreichend.

"Es kommen Winterverhältnisse auf uns zu. Im Sinne eines humanen Umgangs mit diesen Menschen müssen wir Maßnahmen ergreifen, damit sie nicht frieren, auch wenn sie nur zwischen drei oder sechs Stunden auf den Weitertransport warten", sagte der Innenminister Ranko Ostojic am Montagabend gegenüber kroatischen Privatsender RTL.

Direkt vom Bahnhof ins Zentrum

Das Gebäude in Slavonski Brod, das dem Energieunternehmen INA gehört, ist laut dem Innenminister für die Winterverhältnisse besser geeignet und hat außerdem einen direkten Bahnanschluss, was den Transport erleichtern soll. Die Flüchtlinge werden künftig direkt vom Bahnhof in Tovarnik an der kroatisch-serbischen Grenze in das rund 130 Kilometer entfernte Slavonski Brod gebracht. Das Zentrum soll ähnlich wie das bisherige Zeltlager in Opatovac funktionieren: Die Flüchtlinge werden dort registriert und versorgt und wieder mit dem Zug weiter an die ungarische Grenze transportiert.

Das neue Zentrum in Slavonski Brod soll bis zu 5.000 Flüchtlinge aufnehmen können. "Damit machen wir einen weiteren Schritt, nämlich dass sie in diesen paar Stunden, die sie bei uns verbringen, nicht frieren müssen und wir die Leben von Babys und Kindern nicht gefährden", sagte der Innenminister.

In Kroatien kommen seit Mitte September, als das Land zur Transitroute wurde, täglich mehrere tausend Flüchtlinge an. Bisher sind mehr als 168.000 Menschen gezählt worden, teilte das Innenministerium am Dienstag mit. Am gestrigen Montag gab es mehr als 7.300 Neuankünfte, am heutigen Dienstag bis 9.00 Uhr kamen weitere 2.200 Flüchtlinge an.

Im Nachbarland Serbien scheint sich indes eine neue Flüchtlingsroute zu etablieren, die über Bulgarien und die serbische Grenzstadt Dimitrovgrad führt. Dort wurden am Montag nach Angaben der Lokalbehörden rund 400 Neuankömmlinge registriert. Noch vor einigen Wochen waren es täglich nur 50. Im südserbischen Presevo ging die Flüchtlingszahl unterdessen ein bisschen zurück. (APA, 13.10.2015)