Bis 2017 sollen 3000 Mirai weltweit für Toyota die Werbetrommel rühren: Seht her, wir sind führend in dieser Zukunftstechnologie.

Foto: Toyota

Das Design ist wie auch schon beim Prius – na nennen wir es eigenwillig.

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Und so sehen die Innereien des Mirai aus:

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Wasserstofftank, Brennstoffzelle und Batterie hinten bzw. unterflur, Elektromotor vorn.

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"Wir sind recht glücklich, dass bei Wasserstoff und Brennstoffzelle einmal ein anderer Hersteller in die Führungsrolle schlüpft", kommentierte Mercedes-Entwicklungschef Thomas Weber gegenüber dem Standard den Umstand, dass Toyota mit dem Mirai (jap.: Zukunft) ein Fahrzeug mit entsprechender technischer Konfiguration auf den Markt bringt. In Kleinserie, bis Ende 2017 ist die Stückzahl auf 3000 begrenzt, aber immerhin. Abgehängt von den Japanern? I wo. Man habe bewiesen, dass man die Technologie beherrsche, "bei der Mercedes F-Cell World Tour sind wir 2011 mit drei brennstoffzellenangetriebenen B-Klassen rund um die Welt gefahren", über eine Strecke von 30.000 Kilometern. Pferdefuß sei die Treibstoffinfrastruktur, das alte Henne-Ei-Prinzip (und sinnvoll ist die Wasserstoffgewinnung eh nur, wenn er aus regenerativen Quellen stammt).

Vielleicht hat es Toyota in Japan wirklich leichter, ein halbwegs passables Wasserstoff-Tankstellennetz zu installieren. Oder in Kalifornien. In Europa jedenfalls legt man heuer vorerst einmal in Dänemark, Großbritannien und Deutschland (Preis vor Steuern: 66.000 Euro) los, 2017 sollen dann ein paar Autos auch nach Österreich kommen, bis dahin sollte es ein paar Wasserstofftankstellen geben.

Zielstrebig

Toyotas 4,89 Meter langer Viersitzer verfügt über ein Design, das man als Fortsetzung des Prius-Stylings interpretieren kann. Das hat gewisse Logik, weil etliche aus dem Hybridpionier bekannte Technologie hier untergebracht wurde – die Japaner haben ja stets betont, Hybrid als Brückentechnologie zur Wasserstoff/Brennstofzelle zu sehen, und werken mit der ihnen eigenen Zielstrebigkeit an der Verwirklichung dieser Vision. Von Elektromobilen und Plug-in-Hybrid halten sie hingegen nicht sonderlich viel.

Der Brennstoffzellen-Stack des 1850 kg schweren Fronttrieblers ist crashsicher unter den vorderen Sitzen untergebracht, die beiden 700-bar-Wasserstoff-Hochdrucktanks vor und hinter der Hinterachse. Sie fassen rund fünf Kilogramm Wasserstoff, bis zu 500 km Reichweite sollten sich damit ausgehen. Von den Hybridfahrzeugen übernommen und modifiziert wurden die Leistungselektronik und die Nickel-Metallhydrid-Batterie, der 155-PS-Elektromotor mit 335 Nm Drehmoment ist ebenfalls mit jenem des Prius verwandt. Der Wasserstoff wird durch eine "kalte" Verbrennung in der Brennstoffzelle in elektrischen Strom umgewandelt, dieser treibt den E-Motor an. Fahrwerte? Von null auf 100 km/h braucht der Mirai 9,6 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 178 km/h. Die Botschaft: Zukunftsmobilität ohne Abstriche bei Komfort und Reichweite. Und: Seht her, während andere reden, handeln wir.

Hyundai und Honda

Gut, das stimmt so nicht ganz: Der japanische Konkurrent Honda will mit dem FCEV ins selbe Horn tönen, und die ehrgeizigen Hyundai-Koreaner geben schon seit 2013 sozusagen mit Wasser Stoff, im ix35 Fuel Cell, mit 136 PS und 600 km Reichweite. Nächster Schritt ist laut Hersteller die sukzessive Erhöhung der Stückzahlen – auf die 1000 ix35 Fuel Cell folge ein Fahrzeug mit 10.000 Stück Auflage.

Klar, dass jeder Hersteller derzeit bei diesem Projekt noch ordentlich was drauflegt. Aber man nimmt das in Kauf, um bei dieser Zukunftstechnologie mit vorn dabei zu sein. Und selbst BMW, lange Zeit ausgesprochener Gegner der Brennstoffzelle, sieht darin neuerdings Zukunftspotenzial und hat sich deshalb 2012 zu einer technischen Kooperation mit Toyota entschlossen. Die Japaner lukrieren daraus unter anderem fantastische Diesel, BMW bekommt Zugriff auf die Brennstoffzellentechnologie. (Andreas Stockinger, 17.10.2015)