Kurz vor der ersten Hochrechnung wirkte es, als würden alle Neos die Luft anhalten. Die Erleichterung über den Einzug stand Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger ins Gesicht geschrieben. Die Zukunft der Kleinpartei lastete auf ihren Schultern – politisch und finanziell. Es war eine Schicksalswahl für die Pinken, in der sie sich beweisen mussten. Das Wahlkampfbudget war knapp bemessen und durch Spenden und Darlehen finanziert. Der Einzug sichert ihnen nun Parteienförderung.

Eines hatte sich bei den jüngsten Landtagswahlen gezeigt: Pinker Optimismus reicht nicht für den Einzug in den Landtag. Das mussten sie im Burgenland, in der Steiermark und zuletzt auch in Oberösterreich erfahren. In Wien wollte Meinl-Reisinger wenig dem Zufall überlassen und plante strategisch. Der Wahlkampf wurde früh, für manche zu früh, begonnen. Zeitweise schien es, als würde den Pinken die Luft ausgehen. Die Ausgangssituation war schwierig, und es wurde schwieriger, je näher die Wahl rückte. Die Themen waren zwar auf ihre Wähler zugeschnitten, doch dann überlagerte das Flüchtlingsthema alle pinken Veränderungswünsche.

Der typische Strolz-Optimismus ist einem Pragmatismus gewichen. Willkommen in der Realpolitik: Der Einzug ist geschafft, die Zukunft gesichert – jetzt müssen sie beweisen, dass sie Themen setzen und nicht nur Aktionismus können. Zunächst können sie aber auf- und ausatmen. (Marie-Theres Egyed, 11.10.2015)