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Eine großartige Qualifikation ist vorbei. Zumindest ein Fan empfindet Wehmut. Die wird aber ganz sicher durch die Vorfreude auf die EM in Frankreich ersetzt werden.

Foto: APA/Fohringer

Wien – Eine wunderbare Monotonie namens EM-Qualifikation neigt sich dem Ende zu. Teamchef Marcel Koller sagte noch einmal "Wir müssen konzentriert zu Werke gehen", Kapitän Christian Fuchs gab das obligate "Wir wollen jedes Spiel gewinnen" von sich. Der Wille ist Realität geworden, die jüngsten acht Pflichtspiele wurden siegreich gestaltet. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird die Serie am Montag ausgebaut, Liechtenstein gastiert ab 18 Uhr im Happel-Stadion. Der ÖFB hätte gut 70.000 Tickets absetzen können, aber es ist nur Platz für 48.500 Menschen. Da kann man ein anderes Mal die Frage stellen, warum Wien kein größeres Stadion, zum Beispiel eines ohne unnötige Laufbahn, hat.

Eine Abschlussparty soll durch solche Hauptsächlichkeiten aber nicht gestört werde. Es hat sich übrigens kein einziger Scout angesagt, der Weltfußball weiß längst, wie gut die österreichischen Kicker sind. Ein Treffen mit der Nummer 156 ist nicht aufschlussreich, schade um jedes Flugticket. Dafür hat sich praktisch die komplette Regierung angemeldet, die kommt eh im Dienstauto. Politiker sonnen sich gerne im Ruhme der Fußballer, das ist überall so.Natürlich werden die Liechtensteiner nicht unterschätzt, das 5:0 auswärts ist abgehakt. Koller: "Sie werden versuchen, gut zu verteidigen."

Österreich ist nicht England

Österreich wird mit dem Versuch, gut zu stürmen, antworten, was der Teamchef aber so nicht gesagt hat. Der Schweizer hat sich das 3:2 vom Freitag in Montenegro noch einmal angeschaut, der erste Eindruck wurde bestätigt, die Leistung vor der Pauser war verbesserungswürdig. "Da hat man gemerkt, dass es schwieriger wird, wenn nur ein paar Prozent fehlen. Eine wichtige Erfahrung, die Reaktion war gut. Die Spieler müssen Hunger haben, dürfen nie nachlassen."

Koller ist am Sonntag zwölf Minuten zu spät zur Pressekonferenz erschienen, ihm wären auch viereinhalb Stunden nicht langfristig nachgetragen worden. Nur England hat mehr Punkte als Österreich geholt, wobei man verschiedene Gruppen nie miteinander vergleichen soll. "Hochrechnungen sind Unsinn. Wir haben eine sehr gute Quali gespielt. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass wir EM-Favorit sind." Entscheidend für den Durchmarsch sei das Selbstvertrauen gewesen. "Das ist gewachsen. Dinge, die wir besprochen haben, wurden umgesetzt. Das hat sich bereits davor abgezeichnet."

Weil wir so ticken

Fuchs pfeift auf die Weltrangliste, mit einem Sieg gegen Liechtenstein würde man wohl von Platz elf auf zehn vorrücken. "Das ist nur ein Nebeneffekt. Wir denken wirklich nur von Spiel zu Spiel. Das klingt banal, aber es ist unsere Überzeugung, das steckt in den Köpfen drinnen." Er sagte auch: "Liechtenstein hat nichts zu verlieren, weil sie eigentlich nie etwas zu verlieren haben. "Der 29-Jährige ließ die Quali Revue passieren, im Nachhinein wurmt ihn das 1:1 zum Auftakt gegen Schweden, es sollte der einzige Punkteverlust gewesen sein, sehr. "So ticken wir halt, so ehrgeizig sind wir." Als Schlüsselmomente bezeichnete er das 2:1 in Moldau und das 1:0 in Russland. "Emotional war das Tor zum 3:0 von Janko beim 4:1 in Schweden der Höhepunkt." Zlatko Junuzovic möchte nun "mit den tollen Fans feiern", auch Martin Harnik hat das vor. "Voraussetzung ist eine konzentrierte Leistung."

Für Mario Frick wird es ein sehr emotionales Erlebnis. Der 41-Jährige beendet nach 125 Einsätzen und bisher 16 Toren seine Karriere. Teamchef Rene Pauritsch, ein Steirer, gönnt der Liechtensteiner Ikone diesen Abschluss. "Würdig." Marcel Büchel, ein 24-jähriger Vorarlberger, ist zum zweiten Mal fürs Fürstentum tätig. Frick wird sich dem Golfen widmen.

Fuchs und Co. widmen sich nach Abpfiff einer Feier, zu der der ÖFB lädt. Und der Vorbereitung auf die EM. Am 17. November wird in Wien gegen die Schweiz geprobt, davor ein einwöchiges Trainingslager in Alicante abgehalten. Koller: "Für mich ein ganz spezielles Spiel." (Christian Hackl, 11.10.2015)

EM-Qualifikation, 10. Runde, Montag

Gruppe G:

Österreich – Liechtenstein
Ernst-Happel-Stadion (ausverkauft), 18 Uhr (live ORF 1), SR Miroslav Zelinka (CZE)

Österreich:
Almer (Austria/25 Länderspiele)
Klein (Stuttgart/31)
Prödl (Watford/53/4 Tore)
Dragovic (Dynamo Kiew/41/1)
Fuchs (Leicester/70/1)
Baumgartlinger (Mainz/40/1)
Alaba (Bayern/40/10)
Harnik (Stuttgart/54/13)
Junuzovic (Werder/43/6)
Arnautovic (Stoke/46/9)
Janko (Basel/49/23)

Ersatz:
Lindner (Eintracht Frankfurt/7)
Özcan (Ingolstadt/4)
Garics (Darmstadt/40/2)
Madl (Sturm/0)
Suttner (Ingolstadt/14)
Wimmer (Tottenham/2)
Ilsanker (RB Leipzig/10)
Jantscher (Luzern/19/1)
Sabitzer (RB Leipzig/14/3)
Schwab (Rapid/0)
Hinterseer (Ingolstadt/6)
Okotie (1860 München/12/2)

Es fehlen:
Leitgeb (Knieverletzung)
Kavlak (Schulterverletzung)
Pehlivan (Oberschenkelverletzung)
Hinteregger (Knieprobleme)

Liechtenstein:
Jehle (Vaduz/115)
Rechsteiner (Balzers/22)
Frick ( Balzers/124/16)
Wieser (Thun/30/1)
Oehri (YF Juventus/49)
Kaufmann (Vaduz/32/1)
Martin Büchel (Unterföhring/56/2)
Polverino (Ried/51/5)
Marcel Büchel (Empoli/1)
Burgmeier (Vaduz/96/9)
Kühne (St. Gallen/10)

Ersatz:
Bicer (Göztepe/11)
Benjamin Büchel (Oxford/9)
Brändle (Münsingen/7)
Foser (Balzers/0)
Malin (Eschen/Mauren/0)
Gubser (Balzers/17)
Sele (Eschen/Mauren/1)
Yildiz (Balzers/18)
Heeb (Balzers/1)
Kieber (Eschen/Mauren/8)
Salanovic (Istra/10)

Es fehlen: Hasler, Christen (beide verletzt)

Weitere Montag-Spiele (alle 18 Uhr):
Russland – Montenegro
Schweden – Moldau