Szenenfotos aus der Kleinkunstbühne "from Vienna" am Broadway: "Reunion in New York".

Foto: ORF/Metafilm GmbH/Florence Vandamm 1940/New York Public Library

Hugo Wiener traf Cissy Kraner auf dem Schiff nach Südamerika. Er sah sie, sie sah ihn, und es war um beide geschehen. Die Tragik der Umstände bildet den Hintergrund für diese sagenhafte Liebesgeschichte. Die Flucht selbst wird Wiener trocken kommentieren: "Wir leben in einer Welt, in der die Hälfte der Menschheit aus Flüchtlingen und Gastarbeitern besteht, und in der es den Menschen schwerfällt, sich untereinander zu verständigen. Aber das war schon immer der Fall."

Die Entscheidung, ob Flucht oder Tod, mussten nach 1933 mehr als eine halbe Million Menschen treffen. 150.000 kamen aus Österreich, überwiegend waren es Juden oder politische Gegner. Sie alle erlebten die Vertreibung als Riss in ihrem Leben, der nie heilte.

Wie jene Staaten, die die Flüchtlinge aufnahmen, von dem Kultur- und Intellekttransfer profitierten, zeigte Helene Maimanns Doku "Der Riss der Zeit" am Samstag auf ORF 3.

Maimann erinnerte an Vertriebene aus Film, Architektur, Philosophie, Soziologie, Psychoanalyse, Medizin, Tanz, Malerei und Dichtkunst. Viele der Zeitzeugen sind heute tot, weshalb sich die Arbeit an einer Dokumentation über die Gräuel der Nationalsozialisten heute mehr in Archiven abspielt. Umso berührenderes Material hob Maimann aus: etwa die Erzählung des 1992 verstorbenen Soziologen Hans Zeisel, der schon eingesperrt war und wegen einer Laune eines Polizisten noch freikam. Er berichtet es unter Tränen.

Die Geschichten von Flucht und Vertreibung sind aktueller denn je. Wer immer sich vor "Überfremdung" fürchtet, dem sei die Dokumentation ans Herz gelegt. Sie zeigt, was passiert, wenn Länder Menschen in Not aufnehmen. (Doris Priesching, 12.10.2015)