Washington – Nach den tödlichen Schüssen auf einen mit einer Spielzeugpistole hantierenden schwarzen Jugendlichen im US-Staat Ohio hat die Staatsanwaltschaft am Samstag Expertengutachten vorgelegt, die den Polizeischützen entlasten. Ein Beamter der Bundespolizei FBI im Ruhestand und ein Staatsanwalt aus Denver befanden übereinstimmend, dass der weiße Polizist Timothy L. "angemessen" gehandelt habe.

Sie verwiesen auf einen Notruf, in dem der Bub als Mann mit einer Waffe bezeichnet worden sei. Tamir Rice war Ende November in einer Parkanlage in Cleveland erschossen worden. Die Polizisten hielten eine Waffenattrappe, die der Bub in den Händen hatte, nach eigenen Angaben für echt. Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigten, dass die Beamten direkt nach der Ankunft am Ort des Geschehens Schüsse auf den Teenager abgaben. Angaben eines Anrainers, der beim Anruf bei der Polizei von einer vermutlich unechten Waffe sprach, waren den Beamten offenbar nicht bekannt.

Immer wieder Proteste

Die tödlichen Schüsse auf Rice waren einer von vielen Vorfällen, bei denen weiße US-Polizisten in den vergangenen Monaten unbewaffnete Afroamerikaner erschossen. Landesweit gab es deswegen immer wieder Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt. Im Fall Rice empfahl ein Gericht im Juni die Einleitung eines Strafverfahrens gegen die beiden beteiligten Polizisten. Bis zur Entscheidung der Staatsanwaltschaft über eine Anklageerhebung könnten noch Monate vergehen.

Aus den neuen Gutachten will die Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben vorerst "keine Schlüsse" ziehen. "Die Beweisaufnahme wird fortgesetzt", hieß es in einer Mitteilung. Veröffentlicht wurde neben den beiden Gutachten auch ein Bericht der Verkehrspolizei. Die Anwälte von Rices Familie warfen der Staatsanwaltschaft vor, den Vorfall ohne Anklage aus der Welt schaffen zu wollen. Die hinzugezogenen Experten stünden auf Seiten der Polizei, erklärten sie. (APA, 11.10.2015)