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SU-34 beim Bombenabwurf

Foto: AP/Russian Defense Ministry

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Die russische Luftwaffe hat in Syrien bei 64 Einsätzen binnen 24 Stunden 55 Ziele getroffen.

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Damaskus/Latakia – Die syrische Armee ist am Sonntag mit Unterstützung der russischen Luftwaffe gegen islamistische Rebellen vorgerückt. Laut Aktivisten erzielte die Armee Geländegewinne in der Provinz Hama an der Fernstraße zwischen Damaskus und Aleppo sowie im Norden der als Regierungshochburg geltenden Küstenprovinz Latakia. Fortschritte gab es indes bei Gesprächen zwischen Washington und Moskau.

Der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge nahmen Regierungssoldaten in Hama drei Dörfer im Osten der Fernstraße ein und versuchten, auch Gebiete westlich der Straße unter ihre Kontrolle zu bringen. Ziel der Offensive sei es, die an Latakia grenzende Ghab-Ebene von den Rebellen zurückzuerobern, sagte der Leiter der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. Die Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netzwerk von Informanten in Syrien und sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.

Die tausend Quadratmeter große Ghab-Ebene wird im Süden und Westen vornehmlich von Alawiten bewohnt, im Norden und Osten überwiegend von Sunniten. In den Alawitengebieten verfügt der syrische Präsident Bashar al-Assad, selbst ein Alawit, über viele Anhänger. Die in Syrien minoritäre, aber einflussreiche Religionsgemeinschaft der Alawiten ist eine Abspaltung des schiitischen Islam. Die große Mehrheit der syrischen Bevölkerung ist sunnitisch.

Kafr Dalba eingenommen

Im Norden von Latakia eroberte die Armee nach übereinstimmenden Angaben auf ihrem Vormarsch unter anderem die Ortschaft Kafr Dalba. Auf lange Sicht streben die Regierungstruppen die Rückeroberung der Provinz Idlib an. Diese wird nahezu vollständig von der islamistischen Armee der Eroberung kontrolliert. In ihr sind der syrische Ableger von Al-Kaida, die Al-Nusra-Front, und die von den Golfstaaten und der Türkei unterstützte Gruppierung Ahrar al-Sham zusammengeschlossen. Kämpfer der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) sollen sich dort nicht aufhalten.

Die russische Luftwaffe flog erneut dutzende Luftangriffe auf mutmaßliche Stellungen islamistischer Rebellen. Wie das Verteidigungsministerium in Moskau mitteilte, wurden seit Samstag 63 Ziele in den Provinzen Hama, Latakia, Idlib und Raqqa getroffen. Bei den Angriffen mit Kampfjets, die vom Luftwaffenstützpunkt Hmeimim aus starteten, seien 53 Positionen der "Terroristen" zerstört worden, hieß es.

Streubomben gefunden

Die US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) warf Moskau vor, für den Einsatz neuartiger Streubomben in Syrien verantwortlich zu sein. Fotos belegten, dass die umstrittenen Bomben am 4. Oktober über dem Dorf Kafr Halab südwestlich von Aleppo abgeworfen wurden, erklärte sie am Sonntag. Die Streubomben seien entweder von Russland selbst eingesetzt oder von Moskau an die syrische Armee geliefert worden. Auch in den Provinzen Hama und Idlib seien Streubomben zum Einsatz gekommen.

Streubomben setzen Hunderte kleinerer Bomben frei. Viele Blindgänger explodieren erst Jahre später. Genau wie Landminen geht die Munition bei Berührung in die Luft – wer nicht sofort getötet wird, überlebt meist schwer verstümmelt. Laut einem von 116 Staaten unterzeichneten Vertrag aus dem Jahr 2008 ist Streumunition international verboten. Russland, China und die USA haben den Vertrag allerdings nicht unterzeichnet.

Am Samstag starteten islamistische Aufständische einen Versuch, den IS nördlich von Aleppo zurückzuwerfen. Die in England ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte vermeldete die Wiedereroberung des Dorfes Tall Sussin. Zudem gebe es schwere Gefechte in dem Gebiet um den von den Regierungstruppen kontrollierten und von Jihadisten belagerten Militärflughafen Kweyris.

Der russische Präsident Wladimir Putin warf indes den USA und den europäischen Mächten vor, sie redeten bloß über den Kampf gegen Terrorismus. Resultate seien aber nicht zu sehen, sagte er im Fernsehen. Am Rande des Formel-1-Rennens in Sotschi wollte er auch mit dem Verteidigungsminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Mohammed bin Zayed Al Nahyan, über Syrien und den Kampf gegen den Terror sprechen.

"Fortschritte" gab es nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums bei den Gesprächen mit Moskau zur Vermeidung von Zusammenstößen zwischen Flugzeugen beider Länder im Luftraum über Syrien. Das russische Verteidigungsministerium sprach von "professionellen und konstruktiven Diskussionen". (red, APA, 11.10.2015)