Das Auffallendste an dem ersten großen Testlauf des neuen "Star Wars Battlefront" ist, wie schwach die Gegenwehr der Rebellen wirkt. In den spektakulären Schlachten auf dem Eisplanet Hoth mit 40 Spielern, haben die Gefolgsleute von Luke Skywalker zumeist das Nachsehen, wenn das Imperium mit seinen gigantischen AT-ATs über den Kampfschauplatz schreitet.
Das mag auf eine noch unausgegorene Spielbalance zurückzuführen sein oder auf die Unerfahrenheit der jungen Sternenkrieger. Abseits dessen stand zumindest für mich in dieser Beta nicht viel zwischen Losstarten und Spielvergnügen.
Unkompliziert, nostalgisch
Wäre ich ein großer "Star Wars"-Fan, hätte mich "Battlefront" vermutlich mit der bildschönen Umsetzung der Schauplätze und den eindrucksvollen Blaster- und Ionen-Granaten-Sounds für sich gewonnen. Und wenngleich ich diesen audiovisuellen Reizen selbst als vielfach von LucasFilm enttäuschter Kinogänger nicht widerstehen kann und will, hat mich anstelle dessen das überraschend nostalgisch stimmende Spieldesign für sich gewonnen.
In den drei zur Verfügung gestellten Modi wird einem der Einstieg so leicht wie schon lange nicht mehr in einem Shooter gemacht. Je nach dem, was einem vertrauter erscheint, darf man zwischen Ich-Perspektive und 3rd-Person-Ansicht wählen und sich mit einem der Laser-Waffen ins Geschehen werfen. Man kann heranzoomen, doch selbst aus der Hüfte trifft man präzise. Projektilabsenkung oder anderweitige ballistische Regeln gilt es nicht zu beachten und die Munition geht ebenfalls niemals aus, lediglich überhitzen können die Blaster. Höherrangige Spieler nutzen die Deckungen der Karten besser aus und entkommen mit dem Jetpack am Rücken brenzligen Situationen, doch dank der hohen Durchschlagskraft der gebotenen Waffen wirkt niemand unbesiegbar. Das trifft selbst für Helden wie Skywalker oder Darth Vader zu und Kampfgeräte wie Flieger oder Gehpanzer.
Nicht unsterblich
Modifikationsmöglichkeiten und Sonderfunktionen wurden so gestaltet, dass möglichst wenig Einschulung nötig ist. Um im anfangs beschriebenen Walker-Assault-Modus beispielsweise in ein Raumschiff zu steigen und Gegner von oben unter Beschuss zu nehmen, sammelt man einfach eines der entsprechenden Power-ups auf, die auf der Karte verteilt wurden. Gleiches gilt für Schilde oder Granaten und für die Helden, in deren Rolle man schlüpfen kann. Letztere verleihen einem für einen limitierten Zeitraum Superkräfte, um Feinde durch die Luft zu wirbeln oder mit dem Lichtschwert Schüsse abzuwehren und auf Soldaten zu reflektieren. Unsterblich wird man dadurch allerdings nicht und durch die zeitliche Limitierung und die willkürliche Setzung der Power-ups wird einerseits sichergestellt, dass Helden einem Team nur kurzzeitig einen Schub verleihen können und andererseits, dass jeder die Chance hat, einmal in die Stiefel der Machtträger zu steigen.
Ähnlich unkompliziert funktionieren das Aufleveln und die Freischaltung neuer Gegenstände und Fähigkeiten. Erfahrungspunkte lassen einen im Rang höher steigen und werden in eine Spielwährung übersetzt, mit der neue Waffen und Gadgets wie Jetpacks oder Energieschilde erworben werden können. Fair ist daran, dass Einsteigern auch ohne diese Upgrades ausreichend Feuerkraft in die Hände gelegt wird, und, dass Spezialfunktionen nur begrenzt einsetzbar sind (nicht mehr als drei pro Spieler) und einen Cooldown haben, womit sie nicht durchgehend verwendet werden können.
Sehr solide
Die drei zum Test freigegebenen Modi umfassen "Walker-Assault" für 40 Spieler, bei dem Rebellen mit der Aktivierung und Sicherung von Funkgeräten Bomber herbeirufen müssen, um die AT-ATs abzuwehren, "Dropzone" auf dem Vulkanplanet Sullust, wo acht gegen acht Spieler um abgeworfene Nachschubkapseln kämpfen, und die Survival-Mission in den Sandsteinschluchten auf Tatooine. Hier kann man entweder alleine oder mit einem Freund im Coop-Modus oder via Splitscreen antreten und zunehmend stärker werdende Wellen imperialer Einheiten abwehren.
Ins Auge stechen bei allen Karten die fotorealistischen Landschaften und Spezialeffekte. Für Feuergefechte zwischen Fußsoldaten sind die Areale gut dimensioniert, wer im Walker-Assault-Modus allerdings in einen X-Wing oder TIE-Fighter steigt, wird sich trotz der simplen Steuerung erst an die überschaubaren Ausmaße des Gefechtsschauplatzes gewöhnen müssen. Für Luftkämpfe besser eignet sich der bereits auf der Gamescom demonstrierte "Fighter Squadron"-Bewerb.
Technisch gab es während der mehrstündigen Probeläufe der PS4-Version wenig auszusetzen. "Battlefield"-Fans werden zerstörbere Kulissen vermissen, doch abseits dessen macht "Battlefront" hier bei einer Auflösung von 900p und guter Kantenglättung sowie weitgehend konstanten 60 Bildern pro Sekunde einen sehr ausgereiften Eindruck. Zumindest beim Testspielen hielt zudem der Netzcode dem Serveransturm am Donnerstagabend stand.
Zweiter Eindruck
Diese zweite Vorschau auf "Battlefront" bestätigt den Ersteindruck: DICE hat eine moderne Interpretation der Serie geschaffen, die einer breiten Masse gefallen dürfte. Das leicht zu durchschauende Spielprinzip erinnert an eine Zeit, in der Games noch nicht mit hunderten Perks und Individualisierungen verkompliziert wurden. Damit kommt dieser Krieg der Sterne all jenen entgegen, die einfach schnellen Spielspaß suchen – für zwischendurch oder auch längere Abende. Ambitioniertere Geister mag dies auf den ersten Blick zu wenig Spieltiefe sein. Wie lange "Star Wars Battlefront" jedoch wirklich begeistern können wird, lässt sich erst sagen, wenn der komplette Umfang zur Verfügung steht. (Zsolt Wilhelm, 11.10.2015)
"Star Wars Battlefront" erscheint am 19. November für Windows-PC, PS4 und Xbox One. Die Beta-Testversion ist noch bis einschließlich 12. Oktober kostenlos erhältlich.