Der langjährige Präsidialchef im Kanzleramt, Manfred Matzka, verabschiedet sich demnächst in den Ruhestand

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Es gebe "ein geradezu unerschöpfliches Potenzial an Möglichkeiten des Kotaus", schreibt Matzka

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Ordnung muss sein, auch im einfachen Schriftverkehr. Das hat sich der Chef des Präsidiums des Bundeskanzleramts Manfred Matzka gedacht, und ein Rundschreiben zum Thema "Abkürzungen von Funktionsbezeichnungen im Schriftverkehr" versandt.

Beredt wirft er sich darin "für die Einheitlichkeit der Texte und der Sprache im Ressort" ins Zeug. Vor allem bei genannten Abkürzungen sei es "in der letzten Zeit leider zu einer gewissen kreativen Vielfalt des Hofzeremoniells gekommen", moniert der Sozialdemokrat.

HBK oder FStS

Offenbar haben sich Herr und Frau ins Abkürzungszeremoniell eingeschlichen, etwa "HBK für Herr Bundeskanzler" oder "FStS für Frau Staatssekretärin". Herr und Frau seien nun zwar Bestandteile einer "höflichen Anrede, nicht aber einer Funktionsbezeichnung", und daher überflüssig. "Verwenden wir bitte BK für Bundeskanzler oder StS für Staatssekretärin", regt er an.

"Es käme ja auch niemand auf die Idee, im vertrauten Umgang LHBM (lieber Herr Bundesminister) oder respektvoll GFStS (geschätzte Frau Staatssekretärin) abzukürzen", glaubt der Sektionschef, wobei er schon weiß, was seinen Leuten entgeht, gäbe es doch "ein geradezu unerschöpfliches Potenzial an Möglichkeiten des Kotaus (chinesischer Verbeugungsgruß) und der Epitheta ornantia (schmückende Beiwörter)".

"Besondere Art der Unterwürfigkeit"

Doch, Obacht! Die "grassierenden Abkürzungen sind ... aus altbürokratischen Biotopen eingeschleppt und signalisieren ... irgendeine besondere Art der Unterwürfigkeit". Die "wir als selbstbewusste Bedienstete einer demokratischen Republik weder brauchen noch haben".

Im Kanzleramt wird nun wohl wieder simpel abgekürzt. Mag Matzka demnächst in den Ruhestand (i. R.) treten – seine Beamten werden jene "faszinierend schlichten Bezeichnungen" verwenden, die Matzka ihnen hinterlässt. (fraugra, 8.10.2015)