Für alle, die statt vor Bildschirmen zu hocken noch raus in die die echte Welt und frische Herbstluft gehen, ist die Pulloverzeit angebrochen. Beim "Neo Magazin Royale" ("NMR") hat das Kleidungsstück aber ganzjährig Saison. Zum einen weil William Cohn, der lasziv-greise Ansagerboy, ganz besonders ausgefallene sein Eigen nennt. Zum anderen weil jedem, der in Jan Böhmermanns Aufmerksamkeitsfeld gerät, empfohlen sei, sich warm anzuziehen.

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Denn auf jener der Spießbürgermoral abgewandten Seite des Denkens, wo er sich bewegt, ist Political Correctness bloß ein intellektueller Hemmschuh. Warum der 34-Jährige trotzdem edel und wahr ist? "Der Trick bei Ironie ist: Es ist immer das Gegenteil gemeint von dem, was man sagt." Politisch links, gar gutmenschig, kann er auf die Weise Position beziehen, ohne rührselig daherzukommen.

Und so baut Böhmermann mit Lausbubeneifer Wespennester, in die er dann hineinsticht; stürzt sich in den Mainstream, um ihn von innen zu irritieren. Mimikry heißt das auf dem Niveau, das er bedient. Auch Themen wie den schleißigen Umgang mit privaten Daten packt das "NMR" derart handlich an. Anliegen und Nonsens, Investigator und Tanzmaus – Vielfalt ist kein Widerspruch.

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Das liegt nicht jedem. Die grauen ZDF-Gebührenzahler mögen für den Shiny Floor blechen, das Netzpublikum aber ist jenes, an das sich der Info-Unterhaltungs-Hasardeur vornehmlich richtet: jung, gebildet liberal, "frei und radikal". So versteht man sich. Oft reichen Stichworte, um die Nachrichtenlage der Woche abzuarbeiten, der # ist auf Facebook und Twitter das gemeinsame Werkzeug. Weil TV-Zuseher für die Quote aber auch kein Schaden sind: Donnerstag, 22.20 Uhr! (Michael Wurmitzer, 7.10.2015)