Sammler, Filmemacher und Theoretiker Werner Nekes führt durch seine Ausstellung von magischen Bildapparaturen – etliche davon darf man selbst bedienen.

Foto: Heribert Corn

Wien – Am Ende der Ausstellung wartet der Cinématographe der Brüder Lumière, Kamera und Projektor in einem, der Prototyp des Kinos. Obwohl es sinnfällig ist, ihn in der Schau Kino.Magie an diesem Ort zu platzieren, soll er keinen Endpunkt einer Entwicklung darstellen, die allein auf dieses Ziel zuläuft. Denn nicht nur der Urtyp des Fernsehers, der in der Nähe steht, zeigt an, dass die Mediengeschichte ständig neue Apparate hervorbringt. Jedes für sich ist ein geschlossenes System, wie Nikolaus Wostry vom Filmarchiv Austria meint.

Kino.Magie ist die Eröffnungsausstellung im neuen Metro-Kinokulturhaus, die sich zu weiten Teilen aus der Sammlung von Werner Nekes zusammensetzt. Diese ist eine der größten ihrer Art – Nekes selbst bezeichnet sie als eine über die "Geschichte der Bilderzeugung"; genauso gut könnte man von Technologien des Pre-Cinema sprechen, von vorfilmischen Apparaturen, die optische Spielzeuge, Variationen der Laterna magica und der Camera obscura, Panoramen und vieles mehr umfasst. Nekes, der in Mülheim im Ruhrpott zu Hause ist, hat über mehrere Jahrzehnte hinweg rund 25.000 Objekte zusammengetragen und über diese auch eine eigene TV-Serie namens Media Magica realisiert – ein lehrreicher medienarchäologischer Parcours, für den auch Christoph Schlingensief hinter der Kamera stand.

Hohlspiegel und Kaiserpanorama

Im Kinokulturhaus wurde eine dichte, repräsentative Auswahl der Sammlung nun über drei Stockwerke verteilt. Den Anfang machen Hohlspiegel, wie man sie aus dem Prater kennt, aber schon die asiatischen Figuren der Schattenspiele, "Abbilder einer Erinnerung an die Toten", so Nekes, bannen den Betrachter mit stierem Blick. Gelungen ist auch die Inszenierung der Räume, die voll wie Wunderkammern erscheinen.

Und wiederholt ist die Neugierde der Besucherinnen und Besucher gefordert, der testende Blick durchs Objekt – wie in einer Peepshow: Denn die imaginären Möglichkeiten etlicher Apparaturen kann man selbst überprüfen. Ein Höhepunkt: das Kaiserpanorama, das mittels stereoskopischer Verfahren historische Ansichten von New York erlaubt. Ein Apparat, den im Grunde schon dasselbe Begehren wie die gegenwärtigen 3-D-Technologien antreibt.

Nekes' eigene filmische Arbeiten werden in einer Werkschau gezeigt. Die Experimentalfilme beschäftigen sich oft selbst mit Wahrnehmung, ob wie Der Tag des Malers durch das Medium Malerei hindurch oder als Landschaftsfilm wie in Abbandano, der sich in Texturen auflöst. Oder wie in Johnny Flash, in dem Helge Schneider und Andreas Kunze in mehreren absurden Rollen vergnüglich verwirren. (Dominik Kamalzadeh, 7.10.2015)