Virtuell und real, diese Überschneidung ist Thema des "Third Life Project" von Territorium KV, als das Otto Krause und Milan Loviska seit 2011 arbeiten.

Foto: Territorium

Wien – Wer erinnert sich noch an Second Life? Also diese virtuelle zweite Welt, in der sich, wer immer das möchte und die Zeit dafür hat, eine zweite Existenz bauen, in den Körper eines Avatars schlüpfen und sogar Geschäfte machen kann.

Es gibt sie noch. Die Faszination an diesem seit 2003 existierenden Virtual Reality-Projekt ist allerdings dahingegangen, nachdem sich dort allerlei Allzumenschliches wie reale Kriminalität, zombifizierende Avatar-Entführung, virtuelle Vergewaltigung und Kinderpornografie ereignet hatte.

War's das? Nicht für die beiden Künstler Otto Krause und Milan Loviska, die gerade an einem Third Life Project arbeiten. Dieses wird jetzt im Wuk für drei Tage zum Performanceabenteuer mit Lecture-Charakter.

Mittels verschiedener sozialer Medien kann ja allgemein viel darüber erfahren werden, wie Menschen halt so sind. Nicht, dass daraus bisher wesentlich neue Erkenntnisse entsprungen wären. Aber die vorhandenen lassen sich da eben an "realen" Modellen überprüfen, korrigieren oder belegen. Und wenn sich ein computergeneriertes Modell überlebt hat, kann ein nächstes gebastelt werden.

Verwischte Grenzen

Krause und Loviska haben sich jedenfalls mit einem internationalen Expertenteam zusammengetan, um Technologie und Kunst neu zusammenzuspannen. Erklärtes Ziel ist, die Grenzen zwischen Mensch und Maschine, Wirklichkeit und Imagination zu verwischen. Virtual Reality 3.0 also: Wie kann eine Avatar-Performance für ein "analoges" Publikum heute aussehen, und wie kann die virtuelle Realität direkt auf die nichtvirtuelle einwirken?

Das wird ein aufschlussreiches Erlebnis sowohl für VR-Nerds als auch für Digitalskeptiker. Das Künstlerduo führt vor, wie eine "Smart Stage" funktioniert, was das Internet der Dinge hergibt und wie neue Trackingtechnologien angewendet werden können. Außerdem, wie sich das Hantieren mit solchen Instrumenten auf das Verständnis vom menschlichen Körper auswirkt, der ja auch im "normalen" Leben an virtuelle Infrastrukturen angeschlossen ist. (Helmut Ploebst, 7.10.2015)