Wien – Die Kombination ist nicht alltäglich: Lange ließe sich darüber nachdenken, was Richard Strauss und Wolfgang Amadeus Mozart voneinander trennt, auch wenn der eine die Musik des anderen geliebt hat und sich der Ausspruch Josephs II. gegenüber Mozart "Gewaltig viel Noten!" in anderer Form bei Strauss' Zeitgenossen wiederfindet.

Es ist jedenfalls eine sinnfällige Konstellation, wenn das Gewandhausorchester Leipzig und sein Chefdirigent Riccardo Chailly bei ihrem dreitägigen Wien-Gastspiel ausschließlich Strauss und Mozart spielen und von Letzterem drei Solokonzerte mit verschiedenen Instrumenten, Musik also, die individualisierend nach außen tritt – ein Ansatz, den Strauss mit seinen Tondichtungen auf die Spitze treiben sollte.

Den Anfang machte Radu Lupu als Solist beim C-Dur-Klavierkonzert KV 467 mit feinem und unprätentiösem Habitus, wobei er Verinnerlichung und Aus-Sich-Heraustreten aufs Schönste verband. So schlicht und klar, dabei mit Verzierungen durchsetzt das Spiel Lupus war, so organisch fügte sich das Orchester hinzu: elegant, kantabel und keine Spur aufgeblasen, wie andere Mozart sonst häufig wirken lassen. Stattdessen: Leichtigkeit – schwer zu realisieren, schwer zu beschreiben.

Bei Strauss (mit Don Juan und Ein Heldenleben) kam zur Klarheit und Transparenz ein Bündel anderer Qualitäten hinzu: vor allem in Chaillys Fähigkeit, die Transformationen von Motiven energisch plastisch werden zu lassen und daraus Dramatik und Stringenz abzuleiten. Während das Orchester im Gesamtverband keinen Wunsch offen ließ, beglückten seine Mitglieder vor allem bei den blutvollen und musikantischen Solostellen – allen voran der Konzertmeister, der besonders die gewaltig vielen Noten und Stimmungsumschwünge beim Porträt der Komponistengattin zu prallem Leben erweckte. (Daniel Ender, 7.10.2015)