Paul Tesarek war entsetzt über sich selbst. Er hatte sich vorgenommen, seine Zuneigung zum Bürgermeister zu zügeln. Und nun sah er die Wien-Wahl-Runde, die er mit der unaufdringlichen Corinna Milborn moderiert hatte, und es war ihm peinlich. Er wirkte wie eine Überdosis seiner selbst.
Musste er Maria Vassilakou hundertmal giftig abfragen, ob sie eine Wahrsagerin konsultiert? Sie hatte ja nur zu laut behauptet, dass Tesareks Traum wahr würde ("Häupl bleibt Bürgermeister!"). Und, ja, Beate Meinl-Reisinger von den Neos tat ihm jetzt besonders leid.
Klar hatte die nicht aufgehört, über Wiener Korruptionstraditionen zu fantasieren. Aber musste er so autoritär sein, musste er sie verhöhnen, als sie die hohen Lohnnebenkosten ansprach? Musste er ihr Fallbeispiel zum unternehmerfeindlichen Wien-Klima als "Kasnudelstory" abtun? Furchtbar war ich, dachte Tesarek; selbst Häupl kam ihm für TV-Augenblicke irritiert vor.
Dabei wollte er, Tesarek, nur hilfreich-witzig sein. Als er Häupls Begriff von der "Zwangsehe" mit Strache in eine "Homoehe" umdeutete, gab es bitte ja auch zahllose Lacher! Und mitunter musste er Häupl fast aufwecken ("Also bitte! Sie haben Rederückstand!")! Selbiger wirkte da, als wäre er über einer Umfrage, die ihm die Absolute versprach, eingenickt! Ein Rätsel.
Klar prügeln jetzt alle auf ihn ein, den armen Tesarek! Nur der Andreas Gabalier nicht, zumindest nicht direkt. Der hatte auf Facebook irgendwie sein Strache-Herz geoutet und eine "große Hetzerei" gegen den FPÖler geortet. Tesarek war erleichtert, nicht beschimpft worden zu sein und beschloss, sich zu Weihnachten eine Gabalier-CD zu schenken. (Ljubiša Tošić, 6.10.2015)