Berlin/Wien – Als völlig unzureichend hat die Entwicklungs- und Nothilfeorganisation Oxfam am Dienstag die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft für Flüchtlinge innerhalb und außerhalb Syriens kritisiert. Laut dem aktuellem Bericht "Solidarity with Syrians" ist die Hilfe oberflächlich und unaufrichtig.

Oxfam untersuchte, wie stark sich Industriestaaten bei Finanzhilfen und Aufnahmeplätzen für Schutzbedürftige einsetzen und die Beendigung des Syrien-Krieges vorantreiben. Das Fazit des Berichts: Die Hilfsgelder reichen demnach nicht aus, um Syrern ein Leben in Würde und Sicherheit zu gewährleisten.

Auch versprochene Resettlement-Programme seien von vielen Ländern nicht in die Tat umgesetzt worden. Laut Oxfam konnten über diesen Weg bisher nur 17.000 Menschen eine sichere Zuflucht finden. Oxfam hingegen fordert, dass bis Ende 2016 zehn Prozent der Flüchtlinge, die in den syrischen Nachbarländern untergekommen sind, umgesiedelt werden.

Nur wenige tun genug

Dem Bericht zufolge leisten nur eine Handvoll Länder gemessen an ihrer Wirtschaftskraft einen gerechten Anteil an der Finanzierung der Nothilfe und der Aufnahme von Flüchtlingen. Deutschland (Hilfe: 75 Prozent, Resettlement: 112 Prozent) und Norwegen (Hilfe: 186 Prozent, Resettlement: 293 Prozent) verzeichnen bei beiden Kennzahlen hohe Werte, während etwa Russland (Hilfe: ein Prozent, Resettlement: null) und Frankreich (Hilfe: 22 Prozent, Resettlement: fünf Prozent) äußerst schlecht abschneiden. Länder wie Großbritannien, die USA und Kuwait wiederum geben zwar verhältnismäßig viel Geld, halten sich jedoch bei der Aufnahme von Flüchtlingen stark zurück.

Auch Österreich schneidet schlecht ab. Laut dem Bericht leistet es lediglich 23 Prozent der angemessenen Finanzhilfe und beteiligt sich nur zu 44 Prozent an Resettlement-Programmen. Jordanien hingegen würde gemessen an seiner Wirtschaftskraft ganze 5.622 Prozent der von Oxfam geforderten finanziellen Unterstützung leisten.

Kritik auch an Staaten im Nahen Osten

Auch an den Ländern Iran, Katar, Russland, Saudi-Arabien, Türkei und USA übt Oxfam Kritik. Durch ihre Einmischung in den syrischen Bürgerkrieg würden sie den blutigen Konflikt nur noch befeuern. Waffenexporte sollten daher sofort gestoppt werden.

Die Entwicklungsorganisation warnt, dass sich die syrische Flüchtlingskrise weiter ausweitet und vertieft. Allein 2015 seien zwei Millionen Syrer vertrieben worden. Die internationale Gemeinschaft müsse deshalb ihre Anstrengungen zur Lösung des Konflikts und Unterstützung der Flüchtlinge massiv erhöhen, fordert Oxfam. Vor allem diplomatisches Engagement zur Beendigung des Syrien-Konflikts sei notwendig. (APA, 6.10.2015)