Vatikanstadt – Die Teilnehmer der am Sonntag begonnenen katholischen Familiensynode dürfen ihren Arbeitshorizont nicht auf die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene beschränken. Das betonte Papst Franziskus am zweiten Arbeitstag der Synode nach Angaben des vatikanischen Pressesprechers Federico Lombardi vom Dienstag.

Die katholische Lehre zum Thema Ehe stehe nicht zur Debatte und sei mit der Familiensynode nicht infrage gestellt worden, sagte der Papst demnach. Er rief die Teilnehmer auf, die Breite der Themen zu berücksichtigen, die man im Rahmen der Synode besprechen wolle.

Der Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen beschäftigt auch die italienische Öffentlichkeit. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos, die die Tageszeitung "Corriere della Sera" am Dienstag veröffentlichte, sind 55 Prozent der Befragen dafür, dass wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zugelassen werden. 28 Prozent seien eher dafür, ergab die Umfrage.

Umstrittenes Thema

37 Prozent der Befragten befürworteten eine Einführung der Homo-Ehe in Italien. Ebenfalls 37 Prozent sprachen sich zwar gegen Ehen aus, würden jedoch die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften begrüßen. Die Frage der Institutionalisierung von Lebenspartnerschaften ist in Italien seit Jahren ein umstrittenes Thema.

Die Frage ist zurzeit besonders heikel, weil das italienische Parlament einen Gesetzesentwurf diskutiert, der homosexuellen Paaren, die eine rechtlich anerkannte Lebenspartnerschaft eingehen, die Rechte und Pflichten eines heterosexuellen Ehepaars einräumt. Homosexuelle Ehen, die im Ausland geschlossen wurden, sollen demnach in Italien automatisch als Lebenspartnerschaften registriert werden. Der Gesetzesentwurf stammt von der Demokratischen Partei von Regierungschef Matteo Renzi. (APA, 6.10.2015)