Luxemburg/Wien – Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) erwartet beim Ecofin heute in Luxemburg einen Bericht von EZB und EU-Kommission zu dem in Kroatien geplanten Zwangsumtausch von Frankenkrediten in Euro. Vor Beginn des EU-Finanzministerrats am Dienstag bekräftigte Schelling, "es kann nicht sein, dass die Bürden komplett den Banken übertragen" werden.

Dies hätten auch EZB und EU-Kommission bereits "so zur Kenntnis genommen. Ich gehe davon aus, dass die heute einen umfangreichen Bericht zu Kroatien vorlegen werden", erklärte Schelling.

"Polen war anders"

Bei ähnlichen Vorgangsweisen von Polen sei die Situation völlig anders gewesen. "Polen hat sich bisher sehr korrekt verhalten. Auch durch Interventionen von EZB und Kommission, und Polen hat das Gesetz vorerst nicht im Parlament besprochen. In Kroatien ist das völlig anders, die haben das beschlossen", so der Finanzminister. "Ich habe von Anfang an gesagt, das ist zu bekämpfen."

Der in Kroatien geplante Zwangsumtausch von Franken-Krediten in Euro wird nach letzter Einschätzung der kroatischen Notenbank rund 8 Mrd. Kuna (1,06 Mrd. Euro) kosten. Das ist höher als die ursprünglichen Schätzungen, als man noch von 5,5 bis 6 Mrd. Kuna (730 bis 790 Mio. Euro) ausging.

Von der bevorstehenden Zwangskonvertierung sind auch kroatische Töchter großer österreichischer Banken betroffen, die Erste, Hypo Group Alpe Adria und Raiffeisenbank. In einem ersten Rechtsgutachten vor zwei Wochen hatte die EZB Kroatien wegen der Umwandlung von Fremdwährungskrediten bereits gewarnt.

In Kroatien haben rund 60.000 Hausbesitzer in Schweizer Währung ausgegebene Darlehen im Volumen von rund 3,5 Mrd. Euro aufgenommen. Sie wollten damit von den niedrigen Zinsen profitieren. Wegen der Aufwertung der Schweizer Währung sind die Kredite jedoch für manche Kreditnehmer unerschwinglich geworden. (APA, 6.10.2015)