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Der Slogan der ÖGB-Frauen zum Equal Pay Day lautet heuer: "Würden Sie Ihrer Tochter weniger Taschengeld geben als Ihrem Sohn?"

Foto: APA / Jens Kalaene

Wien – Ab 11. Oktober bis Jahresende arbeiten Frauen statistisch gesehen gratis. An diesem Tag, dem Equal Pay Day, haben Männer bereits jenes Einkommen erreicht, für welches Frauen noch bis Jahresende arbeiten müssen. Der Tag der Lohngerechtigkeit findet heuer einen Tag später statt als im Jahr 2014. Vorarlberg ist in Sachen Einkommensschere weiterhin Schlusslicht.

Der Tag der Lohngerechtigkeit hat sich seit 2005 um etwa einen halben Monat verbessert: Damals betrug der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen 26,7 Prozent.

Aktuell kommen ganzjährig vollzeitbeschäftigte Männer laut Daten der Statistik Austria auf ein Einkommen von 47.985 Euro, Frauen auf 37.219 Euro. Das entspricht einem Unterschied von 10.766 Euro oder 22,4 Prozent. Frauen müssen heuer somit statistisch gesehen um 82 Tage länger arbeiten, um das Einkommen von Männern zu erreichen. Das ist eine kleine Verbesserung zum Vorjahr, als es 83 Tage beziehungsweise 22,7 Prozent Unterschied gewesen sind.

Geringste Differenz in Wien

Die größte Differenz im Österreichvergleich gibt es in Vorarlberg, wo sich der Unterschied wie auch 2014 auf 30,8 Prozent beläuft. Frauen verdienen im westlichsten Bundesland 15.055 Euro weniger, der Tag der Lohngerechtigkeit wurde somit bereits am 10. September begangen. In Oberösterreich beträgt der Einkommensnachteil 26,9 Prozent, in Tirol 25,1 Prozent und in Salzburg 24,7 Prozent.

Niederösterreich (23,1 Prozent) und die Steiermark (23,3 Prozent) liegen etwas über dem Österreich-Durchschnitt. Unter diesen kamen das Burgenland (21,8 Prozent) und Kärnten (21,7 Prozent). Die geringste Differenz zwischen Männern und Frauen gibt es in Wien (18,1 Prozent). Der Equal Pay Day in der Bundeshauptstadt findet somit erst am 27. Oktober statt.

Ingrid Moritz, die Leiterin der Arbeiterkammer-Abteilung "Frauen, Familie" berief sich in einer Aussendung zum Equal Pay Day auf ein OGH-Urteil: Wenn Frauen für die gleiche Arbeit weniger als Männer bezahlt bekommen, sei das nicht einfach mangelndes "Verhandlungsgeschick", sondern eine gesetzeswidrige Diskriminierung. Die AK fordert mehr Aussagekraft bei Gehaltsangaben in Stelleninseraten ein.

Die ÖGB-Frauen präsentieren am Donnerstagnachmittag ihre Forderungen für mehr Einkommensgerechtigkeit und das ÖGB-Frauenplakat. Der Kampagnenslogan dazu lautet: "Würden Sie Ihrer Tochter weniger Taschengeld geben als Ihrem Sohn?" Mit einem eigenen Werbespot in Kinos, im Lokal-TV und auf Infoscreens macht der Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes den Oktober über auf den Equal Pay Day aufmerksam. Frauen würden oftmals mit dem ersten Kind Einbußen in ihrer Karriere erleben. Unbezahlte Arbeit, wie beispielsweise in der Pflege, werde zu 80 Prozent immer noch von Frauen erledigt, hieß es in einer Aussendung des Städtebundes.

Frauenministerin: Bei der Berufswahl ansetzen

Zitiert wurde darin auch eine Tabelle der Arbeiterkammer Oberösterreich, laut welcher der Equal Pay Day in den Städten oft weiter nach hinten fällt als im jeweiligen Bundesland. So ist der Tag etwa in Tirol am 1. Oktober, in Innsbruck fällt er allerdings auf den 20. Oktober.

Für Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek ist ein wesentlicher Hebel die Berufswahl. Nach wie vor würden Mädchen tyische "Frauenberufe" ergreifen, die oftmals schon ein niedrigeres Einkommen während der Lehre bedeuten. "Wir können nicht früh genug beginnen, Mädchen für Technik zu begeistern", so Heinisch-Hosek. Zudem zählen die Transparenz bei den Gehältern, Quoten in der Privatwirtschaft, Anreize für Väterkarenz und ein rascher Ausbau der flächendeckenden Kinderbetreuung und der Ganztagesschulen zu wesentlichen Faktoren für Lohngerechtigkeit.

Grüne fordern Ausweitung der Berichtspflicht

Die Maßnahmen zur Erhöhung der Transparenz, die 2011 eingeführt wurden, werden von den Grünen als zu wenig effektiv kritisiert. Es sei unerlässlich, die Berichtspflicht für Unternehmen auszuweiten, heißt es in einer Aussendung der grünen Frauensprecherin Berivan Aslan. "Derzeit erstellen nur Betriebe ab 150 MitarbeiterInnen die Berichte. Bei diesem Maß werden aber nur 45 Prozent der österreichischen ArbeitnehmerInnen erfasst." Daher sei es laut Aslan wichtig, dass alle Betriebe ab 25 MitarbeiterInnen in die Maßnahme integriert werden. Wenn es einfache und einheitliche Formvorlagen dafür gäbe, wäre diese Aufgabe auch für kleine Unternehmen zu bewältigen.

In Österreich werden zwei Tage der Lohngerechtigkeit begangen, was auf die Berechnungsmethode zurückzuführen ist. Neben dem Herbsttermin gibt es auch einen Equal Pay Day im Frühling. (APA, red, 10.10.2015)