Lang genug – um nicht zu sagen: viel zu lang – haben die großen Geldgeber dem Treiben im Fußballweltverband Fifa zugesehen. Auch deshalb ist die späte Kehrtwendung eines Teils der Sponsoren in etwa so ernst zu nehmen wie eine Drohung von Reinhold Mitterlehner zwischen zwei Landtagswahlen.

Kein Wunder, dass sich Noch-Fifa-Präsident Joseph Blatter maximal ein Achselzucken abringt, wenn Coca-Cola, McDonald's, Visa und Budweiser ihn zum Rücktritt noch vor der Neuwahl am 26. Februar auffordern. Das Quartett sitzt in den USA, wo das Unheil aus Blatters Sicht seinen Lauf genommen und sich die Justizministerin persönlich an die Spitze der Korruptionsjäger gestellt hat. Da sah es zuletzt nicht mehr rasend gut aus, wenn man mit Blatter quasi gemeinsame Sache machte. So gesehen wollen die – zumindest bis 2022 vertraglich an die Fifa gebundenen – Sponsoren den Druck, den sie die US-Öffentlichkeit spüren ließ, nun schlicht weitergeben und das eigene Image polieren.

Blatter ist seinen Job garantiert im Februar los, bis dahin will er seinen Sessel nicht räumen. Jeder Tag, an dem er nun seine Vergangenheit bearbeiten kann, ist für ihn ein gewonnener Tag. Würde es Unternehmen wie Coca-Cola oder McDonald's um ein anderes als ihr eigenes Wohl gehen, so wären sie nicht Coca-Cola und McDonald's – und sie wären nicht Sponsoren der Fifa. Die Rücktrittsaufforderung an Blatter macht sie nicht sympathischer. (Fritz Neumann, 4.10.2015)