Nickelsdorf/Budapest/Belgrad/Calais – Der Flüchtlingszustrom am burgenländischen Grenzübergang Nickelsdorf hat auch in der Nacht auf Samstag angehalten. Nach Angaben der Landespolizeidirektion Burgenland erreichten dort von Mitternacht bis 7.00 Uhr rund 2.350 Flüchtlinge die österreichische Grenze. In Heiligenkreuz wurden hingegen nur 13 Personen gezählt.

Am Freitag waren insgesamt 2.640 Flüchtlinge an der österreichisch-ungarischen Grenze in Nickelsdorf und 43 in Heiligenkreuz angekommen.

Die Zahl der ankommenden Flüchtlinge ist am Freitag auch in Ungarn erneut gestiegen. Laut Polizeibericht trafen 4.897 Migranten ein. 4.796 passierten die kroatisch-ungarische, 81 die serbisch-ungarische Grenze. Erstmals kamen auch 15 Migranten über die ukrainisch-ungarischen Grenze registriert. Fünf Migranten wurden außerhalb der Grenzabschnitte registriert.

Am vergangenen Mittwoch waren nahezu 4.200 und am Donnerstag 3.600 Flüchtlinge in Ungarn eingetroffen. Der Rekord von 10.046 Flüchtlingen binnen 24 Stunden wurde am 24. September erreicht. Seit Jänner verzeichneten die ungarischen Behörden 300.182 Migranten, die meisten davon reisten weiter an die österreichische Grenze.

7.000 in Serbien

Im südserbischen Presevo sind unterdessen in den vergangenen 24 Stunden rund 7.000 Flüchtlinge angekommen. Vor dem Registrierungsbüro der serbischen Behörden haben sich Medienberichten aus Belgrad schon am Freitag lange Warteschlagen gebildet.

Arbeitsminister Aleksandar Vulin bestätigte, dass die Zahl der ankommenden Flüchtlinge kürzlich erneut zugenommen hat. Zuvor seien in Presevo täglich etwa 2.000 bis 3.000 Neuankömmlinge registriert worden. Über die Grenze zu Bulgarien reisen zudem derzeit laut Einschätzung der Behörden bis zu 500 weitere Flüchtlingen täglich ein.

Belgrader Medien führten am Samstag den großen Flüchtlingsandrang in Presevo auch auf eine internationale Polizeiaktion, die seit Wochenbeginn in der serbisch-mazedonischen Grenzregion durchgeführt wird, zurück. Das Ziel der Aktion, die noch bis Mittwoch läuft, ist unter anderem, alle Flüchtlinge von den Behörden registrieren zu lassen. Auch Österreich beteiligt sich an dem Einsatz. Nach Angaben Belgrads ist es den Behörden bisher gelungen, 85 Prozent der Neuankömmlinge zu registrieren.

Sperre des Bahnverkehrs im Eurotunnel wieder aufgehoben

Nachdem in der Nacht der Zugverkehr im Eurotunnel unter dem Ärmelkanal zwischen Frankreich und Großbritannien ausgesetzt werden musste, weil etwa 200 Flüchtlinge versuchten, in den Tunnel zu gelangen, konnte unterdessen der Bahnverkehr am Samstagvormittag wieder aufgenommen werden. Die Züge fuhren aber deutlich langsamer als normal. Der Fahrplan könne nicht eingehalten werden, so der Betreiber.

Die Polizei und andere Sicherheitskräfte waren im Einsatz. Behördenangaben zufolge liefen die Flüchtlinge etwa 15 Kilometer durch den rund 50 Kilometer langen Tunnel. Der Feuerwehr zufolge erlitten zehn Menschen, davon sieben Flüchtlinge, leichte Verletzungen. Die Betreibergesellschaft teilte mit, der Verkehr werde nach und nach wieder voll aufgenommen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Flüchtlinge den Zugverkehr zwischen Frankreich und Großbritannien stören. Sie versuchen, durch den Tunnel nach Großbritannien zu gelangen. In den vergangenen Wochen wurden deshalb immer wieder die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Seit Ende Juni kamen in der Region um Calais nach Behördenangaben 13 Flüchtlinge bei dem Versuch ums Leben, nach Großbritannien zu gelangen. Zuletzt wurde in der Nacht auf Mittwoch ein Flüchtling nahe dem Eurotunnel von einem Frachtzug überfahren. Calais gehört zu den Brennpunkten in der europäischen Flüchtlingskrise. (APA, 3.10.2015)