Man kann ihm diesen fatalistischen Ausbruch eigentlich nicht verdenken. Schließlich musste US-Präsident Barack Obama zum bereits 15. Mal nach einem Amoklauf vor die Presse treten. Um sich in seinen Grundfesten erschüttert zu zeigen. Um den Hinterbliebenen Trost von oberster Stelle zuzusprechen. Und um zu versprechen, dass sich solch ein Blutbad auf keinen Fall wiederholen werde. Dieses Mal schien er aber selbst nicht mehr daran zu glauben. "Schon wieder eine Massenschießerei, schon wieder eine Gemeinde, die trauert", begann er fast schon zynisch seine Rede. Sein Auftritt gerade sei "Routine", gab er freimütig zu. "Unsere Gedanken und Gebete sind nicht genug", gestand er, "wir sind abgestumpft."

Aurora, Newtown oder Charleston, nun Roseburg: Den Verhaltensmustern, die Obama bei den ersten 14 Malen gezeigt hat, fügte er nun ein weiteres hinzu. Nichts war mehr zu sehen von der mitreißenden Entschlossenheit, die Dinge im Sinne seines berühmten Wahlkampfmottos "Change" zum Guten zu wenden. Nichts zu spüren von der entbrannten Wut auf einen Gegner, der genau das eben nicht zulässt. Oder von der Hoffnung, dass sich trotz tiefer politischer Gräben ein Konsens erreichen lässt.

Hier hat ein Mensch resigniert, dem nach jahrelangen Kämpfen klar geworden ist, dass lockere Waffengesetze genauso tief in die DNA der Vereinigten Staaten eingebrannt sind wie die Freiheitsstatue oder das Streben nach Glück. (Kim Son Hoang, 2.10.2015)