Woods Hole – Das Schiffswrack von Antikythera hat es in den mittlerweile 115 Jahren seit seiner Entdeckung durch Schwammtaucher vor der gleichnamigen griechischen Insel zu einiger Berühmtheit gebracht. Denn an Bord des Schiffes, dass vermutlich zwischen 70 und 60 vor unserer Zeitrechnung auf dem Weg von Rhodos nach Rom sank, befanden sich wahrliche Schätze: Neben zahlreichen Münzen, Bronzeplastiken und Marmorskulpturen vor allem der "Mechanismus von Antikythera".

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Dabei handelt es sich um eine astronomische Rechenmaschine von einer im nachfolgenden Jahrtausend nie wieder erreichten Komplexität. Der leider unvollständig erhaltene Apparat konnte mithilfe von Zahnrädern und Ziffernblättern wesentlich mehr astronomisch-kalendarische Zusammenhänge darstellen, als entsprechende Uhren bis in die frühe Neuzeit.

Im Bild: Teile der antiken Apparatur

Foto: EPA/Cardiff University

Seither folgten immer wieder Tauchgänge, zuletzt starteten Forscher und Spezialtaucher im Vorjahr eine umfangreiche, auf mehrere Jahre angelegte Expedition. Zunächst vorgenommene 3-D-Kartierungen des in 55 Metern Tiefe gelegenen Schiffes deuten darauf hin, dass es sich um das größte bekannte Schiffswrack aus der Antike handeln könnte. Im Sommer 2015 wurden dann in 61 Tauchgängen mehr als 50 Artefakte geborgen, wie Forscher der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) nun berichten.

Foto: Brett Seymour, EUA/ARGO

Darunter befinden sich zahlreiche Teile des Schiffes selbst: Etwa hölzerne Fragmente des Schiffsrumpfes und dessen Auskleidung, bleierne Ankerteile und Bronzenägel aus den Schiffsplanken. Die Forscher hoffen, in diesen Überresten Anhaltspunkte für den Erbauungsort des Schiffes zu finden – sein Heimathafen ist bisher unbekannt.

Foto: Brett Seymour, EUA/ARGO

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Daneben zeugen aber auch Funde wie eine vollständig erhaltene Amphore, Bruchstücke feinster Keramik, eine gläserne Brettspielfigur oder die bronzene Armlehne eines prächtigen, thronartigen Stuhles von der wertvollen Fracht. DNA-Analysen sollen enthüllen, was sich einst in den Gefäßen befand – bislang wurden neben Getränken auch Parfüms und Medikamente identifiziert.

Foto: Brett Seymour, EUA/ARGO

"Das Schiffswrack ist noch lange nicht ausgeschöpft", sagt der Unterwasserarchäologe und Kodirektor des Projekts, Brendan Foley von der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI). "Jeder einzelne Tauchgang fördert fantastische Funde zutage, die zeigen, wie die wohlhabende Elite zu Cäsars Zeiten lebte."

Es ist also noch mit weiteren faszinierenden Entdeckungen im Schiffswrack von Antikythera zu rechnen. Teile der geborgenen Schiffsladung sind nun übrigens erstmals außerhalb Griechenlands zu sehen: Bis zum 27.3.2016 zeigt das Antikenmuseum Basel die Sonderausstellung "Der versunkene Schatz. Das Schiffswrack von Antikythera". (dare, 3.10.2015)

Links

Woods Hole Oceanographic Institution

Antikenmuseum Basel

Foto: Brett Seymour, EUA/ARGO