Seefeld – Mit einem Hydrogel-Implantat soll der Zustand bei Patienten mit chronischer Herzschwäche und einer Erweiterung der linken Herzkammer verbessert werden. Das ist eine der innovativen Strategien, die bei einer Dreiländertagung (Österreich, Schweiz, Deutschland) zum Thema Herzinsuffizienz in Seefeld in Tirol bis 3. Oktober diskutiert werden.

Rund 300.000 Personen sind in Österreich von chronischer Herzinsuffizienz betroffen. Die optimale Betreuung von Herzschwäche-Patienten in interdisziplinären Teams sei ein zentrales Thema des Expertenmeetings, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung. Die Tagung wird von Gerhard Pölzl (Universitätsklinik für Innere Medizin III, Innsbruck), Christian Ebner (Krankenhaus der Elisabethinen Linz) und Deddo Mörtl (LKH St. Pölten) gemeinsam mit Fachleuten aus der Schweiz und Deutschland organisiert.

"Im Idealfall sollte die Versorgung im Team erfolgen, in dem auf medikamentöse Therapien und auf Katheterinterventionen spezialisierte Kardiologen und Herzchirurgen gemeinsam abwägen, welche Behandlungsmethode für den individuellen Patienten jeweils am besten geeignet ist", sagte Pölzl. Im Rahmen des Meetings werden auch einige neue Behandlungsmethoden präsentiert. In den vergangenen Jahren ist die medikamentöse Therapie der chronischen Herzinsuffizienz immer besser geworden. Es gibt aber auch immer mehr Möglichkeiten in der interventionellen Kardiologie.

Reduktion der Wandspannung in den Herzwänden

Robert Bauernschmitt vom Universitätsklinikum Ulm präsentiert bei der Tagung die ersten Erfahrungen mit der Anwendung eines neuartigen Hydrogels, das als Implantat injiziert wird. "Das Konzept beruht auf einer Reduktion der Wandspannung in den Herzwänden, was Herzinsuffizienz-Patienten helfen soll, indem eine weitere Vergrößerung der linken Herzkammer verhindert oder sogar reduziert wird", fasste Pölzl zusammen.

Belegt wurde die Wirksamkeit dieses Konzepts in der AUGMENT-HF-Studie, deren Ergebnisse Bauernschmitt in Seefeld vorstellt. Die Studie wurde an 15 Standorten in Italien, Deutschland, Rumänien, Australien und den Niederlanden durchgeführt. 40 Patienten erhielten zusätzlich zu einer optimierten medikamentösen Therapie das Algysil-LVR Implantat. Sie zeigten sowohl bei der Funktionsfähigkeit des Herzens als auch bei den Symptomen der Herzinsuffizienz deutlich bessere Ergebnisse als die Kontrollgruppe.

Gel bildet Herzmuskelgewebe kompatible Struktur

Das Hydrogel-Implantat wird in einem rund 75 Minuten dauernden Eingriff direkt in Bereiche des erweiterten linken Herzmuskels injiziert. Das biopolymere Gel verdickt sich und bildet eine mit dem Herzmuskelgewebe kompatible Struktur, die als eine Art inneres Gerüst die beschädigte Herzwand verstärkt. "Die bisherigen Ergebnisse mit Algysil-LVR sind vielversprechend", sagte Pölzl. "Sollten sich diese Ergebnisse in größeren Nachfolgestudien bestätigen, könnte die Implantation eines Biopolymers in die Herzwand zumindest für einen Teil der ständig steigenden Anzahl von Herzschwäche-Patienten einen erheblichen Nutzen haben."

Oft ist eine Herzschwäche auch durch eine Fehlfunktion von Herzklappen bedingt. Kaputte Klappen können immer häufiger auch per Kathetereingriff ohne große Operation ersetzt werden. Joachim Schofer, Leiter der Abteilung zur Katheter-Therapie von Herzklappenerkrankungen im Albertinen Herz- und Gefäßzentrum in Hamburg, stellt dazu eine neue Methode zur Behandlung der Trikuspidalklappen-Insuffizienz vor, die weltweit erstmals von seinem Team angewendet wurde. Die Klappe fungiert als Ventil zwischen rechtem Vorhof und rechter Herzkammer. Wenn diese Klappe nicht richtig schließt, fließt bei jeder Kontraktion der rechten Herzkammer Blut in den rechten Vorhof zurück. Patienten mit schwerer Trikuspidalinsuffizienz haben eine Dreijahres-Sterblichkeitsrate von 50 Prozent. (APA, 1.10.2015)