St. Pölten – Im Ambulatorium Sonnenschein in St. Pölten ist am Donnerstag das erste Autismus-Zentrum Niederösterreichs für Kinder und deren Familien eröffnet worden. Es wird laut Finanzreferent LHStv. Wolfgang Sobotka (ÖVP) vom Land Niederösterreich finanziert und hat Einzelverträge mit den wichtigsten Sozialversicherungsträgern. Daher müssten die Patienten bzw. deren Angehörigen keine Kosten tragen.
Die Anmeldung erfolgt durch die Erziehungsberechtigten nach ärztlicher Zuweisung. Mit dem Zentrum sei eine zentrale Anlaufstelle für Familien mit autistischen Kindern geschaffen, sagte Sobotka bei der Eröffnung. Die NÖ Gebietskrankenkasse (NÖGKK) trägt die Initiative des Landes mit. Das neue Zentrum stelle sicher, "dass autistische Kinder unabhängig von der finanziellen Situation ihrer Familie genau jene Behandlung bekommen, die sie brauchen: frühzeitig, intensiv und in hoher Qualität", erklärte NÖGKK-Obmannstellvertreter Norbert Fidler.
Therapien zu Hause, in Kindergärten und ambulant
Im Rahmen eines Pilotprojektes sollen anfänglich jährlich 40 autistische Kinder individuell therapiert werden. Im Ausbau sollen es dann bis zu 100 Buben und Mädchen aus dem Zentralraum Niederösterreichs sein. Für eine optimale Behandlung werden die Kinder und deren Familien über zwei bis drei Jahre hindurch mehrmals pro Woche (30 bis 40 Stunden) betreut. Die Therapien finden zu Hause, in Kindergärten sowie ambulant im neuen Autismus-Zentrum statt.
"Je früher, individueller und intensiver die Therapie erfolgt, desto nachhaltiger sind die erzielten Erfolge hinsichtlich der kognitiven, sprachlichen und sozialen Entwicklung der Kinder", erläuterte Sonja Gobara, ärztliche Leiterin im Ambulatorium Sonnenschein. Ebenso wichtig sei die Einbindung der Eltern samt deren Unterstützung und Entlastung in dieser herausfordernden Lebenssituation.
Studien gehen davon aus, dass etwa ein Prozent der Bevölkerung bzw. 48.500 Kinder von Autismus-Spektrumstörungen betroffen sind, viermal mehr Buben als Mädchen. Autismus ist eine tief greifende angeborene und unheilbare Entwicklungsstörung des Gehirns, die sich in den ersten Lebensjahren zeigt. Sie äußert sich vor allem durch eine Beeinträchtigung der Beziehungs- und Kommunikationsfähigkeiten. Als Begleiterscheinungen treten oft motorische, affektive und kognitive Störungen auf. (APA, 1.10.2015)