Graz – Die biblische Gegensätzlichkeit von Himmel und Hölle wird gern zur Illustration von allerlei Polaritäten herangezogen. Von Glück und Qual etwa. Oder von Gut und Böse: Ein Engelchen auf der einen, ein Teufelchen auf der anderen Schulter des Strizzis, so kennt man das aus einer Vielzahl von Illustrationen, die mit dem Dilemma einer Entscheidungsschwierigkeit zu tun haben.

Vernunft hin, Intuition her und Bauchgefühl dazwischen ... "Ja" oder "Nein" zu etwas zu sagen, sich festzulegen, ist nicht immer so einfach. Dabei hat die Wissenschaft schon länger herausgefunden: Das Gehirn hat sich immer schon entschieden, Sekundenbruchteile, bevor wir uns bewusst zu einem Entschluss durchringen.

Also stellt sich die Frage: Wie ist das? Entscheiden wir selbst? Oder wer entscheidet für uns? Sind wir überhaupt die Herren über unsere Neuronen?

Zur Beantwortung dieser Ungewissheiten treten Theatermacher Friðgeir Einarsson und drei Kumpanen seiner 2012 gegründeten, sechsköpfigen Kriðpleir Theatre Group an.

In ihrer nach Block (2012) und Belated Inquiry (2014) dritten gemeinsamen Produktion beschäftigen sich der 1981 geborene Autor, Regisseur sowie Performancekünstler Einarsson, Autor Ragnar Bragason, Musiker Árni Vilhjálmsson und Dramaturg Bjarni Jónsson nämlich mit dem Antrieb menschlichen Handelns.

Floh im Ohr

Zwischen Theater, Performance und Kabarett angesiedelt und stets um die Interaktion mit dem Publikum bemüht, lautet der Schluss, zu dem sie in ihrer humorvollen Lecture-Perormance kommen: Denken und lenken tut der "Kleine Mann". Zu Englisch: Tiny Guy. Dergleichen lautet sodann auch der Titel dieser englischsprachigen Erstaufführung im deutschen Sprachraum.

"Er ist ein wahrer Meister und ein Synonym für das äußerst komplexe System, das Gehirn und Unbewusstes kontrolliert", erfahren wir. Klimaerwärmung und Kriege gehen also auf seine Kappe? Soweit, so gut. Oder schlecht.

Dankenswerterweise erklären die vier Isländer aber, wie wir die Herrschaft über unsere Gedanken und Wünsche von dem kleinen Kerl wieder zurückgewinnen können. Einen Versuch ist's allemal wert. (Michael Wurmitzer, Spezial, 2.10.2015)