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Ein neues Kombinationspräparat soll Aggressionen bei Alzheimer-Patienten lindern.

Foto: Barbara Gindl

Las Vegas – Aggressive und unkontrollierbare Ausbrüche kommen bei an Alzheimer Erkrankten sehr häufig vor und führen zu hohem Leidensdruck sowohl bei Patienten als auch ihren Betreuern. Einige Antipsychotika, die in der Psychiatrie unter anderem gegen Ängste und Erregungszustände eingesetzt werden, zeigen auch bei Demenzpatienten Wirkung. Doch aufgrund der sehr starken und teilweise sogar letalen Nebenwirkungen wird ihre Anwendung weitgehend abgelehnt. Bleiben die Anfälle unbehandelt, kommt es bei Patienten oft zum vorzeitigen Übergang in ein fortgeschrittenes Demenzstadium und schließlich zur Überweisung in stationäre Behandlung.

Es herrscht also akuter Bedarf an einer effizienten und sicheren Therapieform. Eine jüngst im Fachblatt "JAMA" publizierte Studie stellt nun ein vielversprechendes Kombinationspräparat vor: Dextromethorphan ist ein gängiges Hustenmittel, Quinidin wird bei Herzrhythmusstörungen eingesetzt. In Kombination wurden beide Arzneistoffe bisher zur Behandlung spezieller neurologischer Störungen wie zum Beispiel bei unkontrollierbarem Muskelzucken im Gesicht angewendet. Nun soll das Arzneimittel auch in der Alzheimer-Therapie zum Einsatz kommen.

Linderung der Beschwerden bei über 50 Prozent

In der Studie wurde 152 Alzheimer-Patienten das Dextromethorphan-Quinidin-Präparat verabreicht, 127 Patienten ein Placebo. Nach zehn Wochen wurden alle Patienten auf Basis einer üblichen Skala für Aggressionen bewertet: In der Versuchsgruppe waren die Aggressionswerte von 7,1 auf 3,8 gesunken, die der Kontrollgruppe nur von 7,0 auf 5,3. Eine Wiederholung der Studie an den Patienten, die nicht auf das Placebo reagiert hatten, erbrachte ähnliche Resultate.

"Das Präparat führte bei 55 Prozent der Patienten zu einer Linderung ihrer Beschwerden", fasst Studienleiter Jeffrey L. Cummings, Direktor des Cleveland Clinic Lou Ruvo Center for Brain Health, zusammen. Und das sei angesichts der drastischen Symptome wie Um-sich-schlagen, Stoßen und Fluchen schon ein großer Fortschritt. Und Cummings betont: "Wir sind von dem Ergebnis begeistert, schließlich gab es bis jetzt noch kein zugelassenes Arzneimittel auf diesem Gebiet." (red, 1.10.2015)