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Florian Kainz will mit Rapid erfolgreich sein und den Sprung ins Nationalteam schaffen. Marcel Koller hat ihn bereits auf die Abrufliste gesetzt.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien/Minsk – Florian Kainz ist vorsichtig geworden. Reißt ein Fußballer den Mund zu weit auf, "kommt das irgendwann zurück". Der 23-Jährige hat sich vor ein paar Jahren, er hatte bei Sturm Graz gerade Tritt gefasst, zum gar nicht so frechen Satz "Ich will einmal ins Ausland" hinreißen lassen. Es folgten einige Hundspartien, die jungen und auch alten Kickern durchaus zustehen. Egal, mehr hat der Bursche nicht gebraucht, wie Hyänen sind sie über ihn hergefallen. Kainz, den die Eltern Bescheidenheit gelehrt haben, hat daraufhin beschlossen, "leise zu denken".

Am Donnerstagabend (21.05 Uhr/live auf derStandard.at, Puls 4 und Sky) wird er für Rapid an der linken Seite gegen Dinamo Minsk stürmen. Kainz ist extrem schnell, er geht in aller Demut davon aus, "dass ich die Abwehr beschäftigen werde". Gespielt wird übrigens in Borisow, das Stadion in Minsk ist für Spiele der Europa League nicht geeignet, was Kainz wiederum ziemlich wurscht ist. Die lapidare Frage, wer denn Favorit sei, interessiert ihn genauso wenig, "Weil sie überhaupt keine Rolle spielt. Wir werden wie immer alles unternehmen, um zu gewinnen." Red Bull Salzburg ist an Dinamo bekanntlich gescheitert, der Rapidler hat beide Partien im Fernsehen gesehen. "Sie waren irgendwie komisch."

"Der Erfolg der Mannschaft ist das Wichtigste"

Im Sommer 2014 ist Kainz von Sturm zu Rapid gewechselt. "Die Umstellung war kein Problem. Von Anfang an hat man auf mich gesetzt, mir vertraut." Trainer Zoran Barisic besitze die Gabe, "die richtigen Worte zu finden. Er kann mit jedem Einzelnen umgehen, ist kein Alleinherrscher, kein Selbstdarsteller, sondern ein Teamarbeiter. Der Erfolg der Mannschaft ist das Wichtigste." Zum Auftakt der Europa League wurde Villarreal 2:1 geschlagen, in der Bundesliga ist Rapid Spitzenreiter, wobei zuletzt im Cup in Amstetten und in Ried nur äußerst knapp gewonnen wurde. "Aber die Kurve zeigt nach oben, die Automatismen funktionieren immer besser." Es sei ein Vorteil gewesen, "dass die Mannschaft beisammengeblieben ist". Von Robert Beric abgesehen, der nach Saint-Etienne verkauft wurde. "Manchmal tun sich Möglichkeiten auf, da kann man nicht Nein sagen."

Kainz hat einen Vertrag bis 2017. Und er sagt sicher nicht, dass er bei passender Gelegenheit ins Ausland wechseln möchte. "Ich will mit Rapid Erfolg, der Zusammenhalt ist einzigartig. Und ich möchte den Sprung ins Nationalteam schaffen. Ich lebe in der Gegenwart, als Fußballer sollst du wirklich nur von Spiel zu Spiel denken." Dass am Sonntag Salzburg ins Happel-Stadion kommt, "hat mich erst nach Minsk zu beschäftigen". Natürlich sei die Doppelbelastung problematisch. "Aber sich nicht für die Gruppenphase der Europa League zu qualifizieren ist keine Alternative."

Unzertrennlich

Kainz ist fußballerisch nicht vorbelastet. Es hat sich so ergeben. "Der kleine Florian und der Ball waren von Anfang an unzertrennlich." Bereits als Achtjähriger kickte er im Nachwuchs von Sturm, was für einen begabten und gebürtigen Grazer naheliegend ist. Lebensmotto hat er keines, als Vorbilder dienten Thierry Henry und Franck Ribery. Rapids 35-jähriger Kapitän Steffen Hofmann erfüllt zusätzlich die menschlichen Voraussetzungen, um als Idol zu taugen. "Er hilft einem, ist ein Topfußballer. Ich bin mit unserem Kapitän zufrieden."

Trifft Rapid auf Sturm, werden Geschmacksgrenzen überschritten. Sturm-Fans entblödeten sich nicht, einen Sauschädel als Kainz zu verkleiden. "Da fragt man sich: In welcher Welt leben wir eigentlich? Für meine Familie tat es mir leid." Andererseits wolle er nicht groß darüber sprechen. "Schweigen ist oft sinnvoller." (Christian Hackl, 30.9.2015)

Europa League, Gruppe E, 2. Runde, Donnerstag

Dinamo Minsk – SK Rapid Wien
Borisow, Borisow Arena, 21.05 MESZ (live Puls 4 und Sky), SR Jakob Kehlet (DEN)

Minsk: Gutor – Begunow, Politewitsch, Bangura, Witus – Adamovic, Korsun, Woronkow, Neacsa – Beqiraj, Korytko

Ersatz: Ignatowitsch – Konzewoj, Weretilo, Premudrow, Tigorew, Jarozkij, Rassadkin, Udoji

Rapid: Novota – Pavelic, Sonnleitner, Dibon, Stangl – Grahovac, Schwab – Schobesberger, S. Hofmann, F. Kainz – Prosenik

Ersatz: Strebinger – M. Hofmann, Schimpeslberger, Auer, Huspek, Alar, Jelic, Tomi, Schaub, Nutz

Es fehlen: Schrammel, Kuen (beide Kreuzbandriss), Petsos (Innenbandverletzung im Knie)

Fraglich: Schaub (Prellung und Bänderdehnung im Knöchel), Nutz (Knie-Verrenkung und Innenseitenbandzerrung)