Salzburg – In der Stadt Salzburg war am Mittwoch der Flüchtlingsandrang zur deutschen Grenze enorm. Im gesamten Stadtgebiet hielten sich zu Mittag rund 2.000 Flüchtlinge auf. An der Grenze zu Freilassing stößt die neugeschaffene Infrastruktur von Stadt und Land Salzburg bereits an ihre Grenzen. Am Vormittag war der Abfertigungsbereich auf dem Fußgängerübergang mit 800 Flüchtlingen völlig überbelegt. Hunderte weitere Flüchtlinge warten derzeit am Absperrungszaun und können nicht mehr eingelassen werden.

"Die zuletzt aufgebaute Infrastruktur an der Grenze zu Freilassing kann ein weiteres Anschwellen des Flüchtlingsstroms nicht verkraften", heißt es vom Land Salzburg. Gleichzeitig spitzt sich auch die Lage auf dem Salzburger Hauptbahnhof zu. Ein Sonderzug mit 348 Flüchtlingen verließ zwar am Vormittag den Hauptbahnhof. Für Mittwoch wurde jedoch mit keinem weiteren Sonderzug nach Deutschland gerechnet.

Schaden: "Brauchen Sonderzüge wie einen Bissen Brot"

"Nur dank der guten Kontakte zwischen Wien und Berlin gibt es überhaupt noch Sonderzüge. Die brauchen wir wie einen Bissen Brot, sonst droht die Lage aus dem Ruder zu laufen", sagt Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ). "Immer wieder melden wir der Wiener Verkehrsleitzentrale, dass niemand mehr geschickt werden darf – und dann kommen neue Flüchtlinge nach."

Auch vonseiten des Landes wird der schmale Grat zwischen der Flüchtlingszahl und den Hilfskapazitäten in Salzburg bestätigt: "Wenn unkontrolliert in großen Massen Flüchtlinge nachgeschoben werden, droht die Lage zu eskalieren. Das ist aber schon der Regelzustand der letzten Wochen", sagt der Sprecher von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP), Thomas Kerschbaum, zum STANDARD. Bisher konnte die Situation aber immer bereinigt werden. "Wir hoffen, dass es auch heute so ist." Die bundesweite Einsatzleitung wisse schließlich über die Kapazitäten in Salzburg Bescheid.

An der Grenze ging der Aufbau zusätzlicher Infrastruktur weiter: Ein Zelt, das 150 Menschen eine Notunterkunft bieten soll, wurde in den Vormittagsstunden fertiggestellt, ein weiteres mit gleicher Kapazität wurde noch aufgebaut.

Schaden warnt vor Bahnhofsschließung

Die Nacht auf Mittwoch verbrachten 1.500 Flüchtlingen auf dem Bahnhof, 800 an der Grenze zu Freilassing und 600 in der alten Autobahnmeisterei. "Damit kommen wir an unsere Kapazitätsgrenzen", betonen Bürgermeister Schaden, Magistratsdirektor Martin Floss und Einsatzleiter Michael Haybäck.

Bei 2.000 Personen am Hauptbahnhof muss dieser aus Sicherheitsgründen für den gesamten Verkehr gesperrt werden, so der Bürgermeister. Schaden fürchtet auch, dass, wenn die angekündigte "48-Stunden-Schnellabfertigung" der Deutschen kommt, viele Flüchtlinge nach Österreich zurückgeschickt werden. (Stefanie Ruep, 30.9.2015)