Cover: C. Hanser

Das Ende kommt gleich am Beginn – in Form einer ungewöhnlichen Parte: Vermeldet wird auf der bescheidenen Todesanzeige nichts Geringeres als das Ende unseres Universums. Doch da es ohnehin eine Scheißgegend gewesen sei, trauere auch niemand. Auf diese programmatische Weise eröffnen die "Science Busters", dass erfolgreichste Wissenschaftskabaretttrio zumindest der deutschsprachigen Welt, ihr neues, am Montag erschienenes Buch, das längst schon wieder die Bestsellerlisten anführt.

Argumentative Schlüssigkeit ist freilich nicht die wichtigste Ingredienz des Erfolgsrezepts von Heinz Oberhummer, Martin Puntigam und Werner Gruber, die in dieser Reihenfolge als die Autoren von Das Universum ist eine Scheißgegend firmieren. Denn anstatt sich nach dem Partezettel mit dem möglichen Ende des Universums in Form des Big Crunch, des Big Rip oder des Big Chill zu befassen, gibt sich das Autorentriumvirat bescheidener und skizziert im ersten Teil unter anderem höchst anschaulich, wie unsere Sonne sich dereinst einmal zu einem "Roten Riesen" auswachsen und die Erde in eine Gluthölle verwandeln wird.

An den Grenzen des guten Geschmacks

Auf diesen ersten 50 Seiten erfährt man freilich auch schon sehr viele andere Dinge, über die man in einem "normalen" populärwissenschaftlichen Buch über astronomische Themen gewiss kein Wort gelesen hätte, beispielsweise wie und warum Popcorn poppt, oder die Handlung der Karl-May-Verfilmung Unter Geiern. Noch sehr viel mehr Abschweifungen finden sich dann erst in den drei folgenden drei Abschnitten "Innen", "Außen" und "Jenseits"- und die überschreiten dann auch gerne einmal die Grenzen des sogenannten guten Geschmacks.

Nur um einige Höhepunkte der mitunter auch etwas argen Exkursionen zu nennen: Der geneigte Leser wird unter anderem auch mit den bizarren Sexualpraktiken der Hummer vertraut gemacht, der teuersten Weißbrotscheibe der Welt, was es mit dem Riechkolben auf sich hat, oder was der Unterschied zwischen Kunst- und Naturschnee ist. Einiges davon reichen die Autoren in pink gefärbten Faktenboxen dar.

Astronomisch korrekt, künftig auch im Kabarett

Wenn es so etwas wie ein inhaltliches Leitthema dieses Buchs gibt, dann ist es die Lebensunwirtlichkeit aller anderen bekannten Himmelskörper, deren mitunter höchst bizarre Beschaffenheit mit gut gewählten Vergleichen nahe gebracht wird. Daneben erfährt man aber auch noch vieles andere über das Universum und seine Eigenschaften.

Dass hier alles seine Richtigkeit hat und dem letzten Stand der Dinge entspricht, verdankt sich im Übrigen der Mitwirkung von Florian Freistetter. Der Astronom, Wissenschaftsblogger (u. a. "So ein Schmarrn" auf derStandard.at) und Buchautor wird übrigens bei der kommenden Tournee der Science Busters, die am 6. Oktober in Wien starten wird, auch den erkrankten Werner Gruber ersetzen.

Was Das Universum ist eine Scheißgegend unter den nicht gerade wenigen populärastronomischen Büchern, die am Markt sind, einzigartig und zum Bestseller macht, ist die Form und sein Stil. Dafür wiederum ist der hauptberufliche Spaß- und Zotenmacher Martin Puntigam verantwortlich, der eines seiner frühen Kabarettprogramme schon einmal "Puhlassen im Weltall" nannte.

Mehr als nur räudiger Pennälerspaß

Humor ist bekanntlich Geschmackssache. Aber wer noch immer über Witze aus der Pubertät schmunzeln kann, wird sich gewiss auch an jenen zahllosen Späßen, grotesken Einfällen und mehr oder weniger derben Schweinigeleien erfreuen können, die das neue Werk der "Science Busters" und dann demnächst auch das darauf basierende Kabarettprogramm vom Anfang bis zum Ende durchziehen.

Manches davon bleibt räudiger Pennälerhumor, doch immer wieder gibt es auch eingestreute Perlen der Hochkomik. Wenn die drei Herren etwa jene Botschaften analysieren, die von der Menschheit in den 1970er-Jahren mit den Voyager-Sonden ins All transportiert wurden, dann kann man wirklich nicht anders als laut schmunzeln. (Klaus Taschwer, 30.9.2015)