Graz – In einem Auto, das sich selbst lenkt, gemütlich über die steirische Weinstraße gleiten: Für viele klingt das utopisch. Geht es nach dem AC Styria, dem steirischen Autocluster, soll das in ein paar Jahren aber ganz normal sein.

Die steirische Autoindustrie will nämlich beim Trend zu selbstfahrenden Autos international aufschließen und nicht nur Teststrecken für autonome Fahrzeuge schaffen, sondern die gesamte Steiermark zur ersten Modellregion Europas machen. Projekt Z (wie Zukunft) nennt man das. Technik und Forschung seien mit Firmen wie Magna, AT&S oder AVL ohnehin vor Ort. Teststrecken gebe es aber – anders als etwa in Kalifornien – nur private. Das hat rechtliche Gründe: Im international gültigen Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr von 1968 steht: "Jeder Führer (sic) muss dauernd sein Fahrzeug beherrschen oder seine Tiere führen können."

Schnelle technische Lösungen

Die Automobilindustrie sieht durch diese Vorgaben Milliardenumsätze gefährdet. Andreas Gerstenmayer, CEO des Leiterplattenkonzerns AT&S und Vorsitzender des steirischen Forschungsrates, sagt: "Wir werden schnell technische Lösungen bieten können, aber vom Bund müssen schnellstmögliche juristische Regelungen geschaffen werden." Es sei schlimm genug, dass schon ein "großer Teil des Digitalzeitalters spurlos an Europa vorbeigegangen ist". AT&S habe "in diesem Geschäft schon jetzt Wachstumsraten von 30 Prozent". Man müsse aber Ängste der Bevölkerung ausräumen, so Gerstenmayer. Die gebe es bei Sicherheit und Datensicherheit, "dabei verursacht 90 Prozent der Unfälle der Fahrer", so Gerstenmayer.

Magna-Vorstandsmitglied Gerd Brusius umriss den Fahrplan: Bis 2020 soll der Fahrer nur im Ernstfall eingreifen müssen, bis 2030 soll vollautomatisches Fahren realisiert sein. Dies würde auch Menschen, die aufgrund von Gebrechen heute nicht fahren können, mehr Mobilität geben. Was Teststrecken angeht, urgiert Brusius: "Wenn man mit dabei sein will, muss man das in den nächsten zwei Jahren realisieren."

Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann (ÖVP) habe zwar noch nicht persönlich mit Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ) über die Modellregion Steiermark gesprochen, sagte er am Rande des Pressegesprächs dem STANDARD, es gebe aber "positive Signale" aus seiner Richtung.

Am 29. und 30. September werden beim Branchentreffen Autocontact über 200 Experten in der Grazer Helmut-List-Halle über die "Automative Revolution" reden. (Colette M. Schmidt, 29.9.2015)