Besonders viele Transfettsäuren sind in Frittierfett enthalten.

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Heidelberg/München – Geringe Mengen von Transfettsäuren (TFA) im Blut sind entgegen früheren Annahmen auch dann nicht schädlich, wenn sie aus industrieller Produktion stammen. Das zeigt eine neue Studie der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Sie wurde im "European Heart Journal" veröffentlicht.

Transfettsäuren entstehen als Nebenprodukte der industriellen Fetthärtung, mit der Öle durch das Anlagern von Wasserstoff dickflüssiger gemacht werden. Transfettsäuren kommen in Frittierfett vor und werden in der Lebensmittelindustrie beispielsweise Backwaren beigemischt. Daneben gibt es auch natürliche Transfettsäuren, die in geringen Mengen etwa in Milchprodukten und Rindfleisch enthalten sind.

Zusammenhang mit Krankheiten

Eine Ernährungsweise, die einen hohen Gehalt von industriellen Transfettsäuren mit sich bringt, wird mit verschiedenen Volkskrankheiten in Verbindung gebracht. "Bisher war allerdings nicht klar, ob es eine unbedenkliche Konzentration für den Menschen gibt, und ob Transfettsäuren aus der Lebensmittelproduktion und natürliche Transfettsäuren die Gesundheit unterschiedlich beeinflussen", sagt Clemens von Schacky, Leiter der Präventiven Kardiologie der LMU.

In Ihrer Studie nutzten die Wissenschafter die Daten von mehr als 300 Personen der "Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health"-Studie (Luric). Die Teilnehmer der Luric-Studie waren zwischen 1997 und 2000 wegen des Verdachts auf eine Herzerkrankung stationär untersucht und im Schnitt zehn Jahre nachbeobachtet worden.

Mithilfe einer von Schacky etablierten hochsensitiven Methode, die eine genaue Analyse der Transfettsäuren erlaubt, untersuchten die Wissenschafter die Konzentrationen von fünf Transfettsäuren in den roten Blutkörperchen, die als Marker für den jeweiligen Anteil der natürlichen und der industriellen Transfettsäuren dienten. Die ermittelten TFA-Gehalte analysierten die Forscher hinsichtlich der jeweiligen Krankengeschichten, Todesfälle und Todesursachen, um auf Korrelationen schließen zu können.

Kein Zusammenhang mit Sterblichkeit

In der statistischen Analyse Keinwurden außerdem gesundheitlich relevante Faktoren, die Einfluss auf die Ergebnisse haben könnten, wie Rauchen, Body-Mass-Index (BMI), hoher Blutdruck, Diabetes mellitus und die Einnahme von cholesterinsenkenden Mitteln berücksichtigt. Es zeigte sich, dass bei den Probanden höhere TFA-Konzentrationen in den roten Blutkörperchen begleitet waren von einem höheren Gehalt an "schlechtem" LDL-Cholesterin – allerdings auch mit einem niedrigeren BMI, einem geringeren Gehalt bestimmter anderer Blutfette und einem niedrigeren Diabetesrisiko.

"Zu unserer Überraschung waren höhere Konzentrationen der industriellen Transfettsäuren nicht mit einer höheren Gesamtsterblichkeit korreliert", sagt Marcus Kleber von der Universitätsmedizin Mannheim. Die aktuellen Ergebnisse stehen damit im Widerspruch zu Ergebnissen vergleichbarer US-Studien, denen zufolge hohe Spiegel von industriell produzierten Transfettsäuren unter anderem zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus führen können.

"Kein Risiko"

Die Wissenschafter vermuten die insgesamt deutlich niedrigeren TFA-Spiegel der deutschen Studienteilnehmer als Ursache. Der TFA-Anteil in den roten Blutkörperchen der Luric-Probanden lag im Durchschnitt unter einem Prozent, während aus den USA in einem vergleichbaren Zeitraum Durchschnittswerte von mehr als 2,6 Prozent berichtet werden. "Die niedrigen Spiegel von Transfettsäuren aus der Lebensmittelproduktion, die wir in Luric gefunden haben, stellen aus unserer Sicht kein Risiko für die Gesundheit dar", sagt Kleber.

Die Forscher fanden zudem heraus, dass Transfettsäuren in roten Blutkörperchen, wenn sie natürlichen Ursprungs sind, mit einer niedrigeren Gesamtsterblichkeit, vor allem mit einem niedrigeren Risiko für den plötzlichen Herztod assoziiert waren. Die Daten zeigen deutlich, dass zwischen natürlichen Transfettsäuren und solchen aus der Lebensmittelproduktion unterschieden werden muss. (red, 28.9.2015)