Oberösterreichs FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner auf der blauen Welle.

Manfred Haimbuchner gehört zu jener seltenen blauen Spezies, an der sich sonst so verhaltenstypische FPÖ-Merkmale nur schwer festmachen lassen. Der 37-jährige Jurist ist nicht der große Polterer, der in regelmäßigen Abständen mit verbalen Rundumschlägen alles im politischen Umfeld niedermäht. Auch nicht der ewig klasse Bursch, der braungebrannt und im Trachtenjopperl den Porsche vor Oberösterreichs Frühschoppen-Tempeln parkt.

Auf den ersten Blick geht der aus Steinhaus bei Wels gebürtige FPÖ-Politiker als "Mamas Liebling" durch: immer höflich, immer adrett gekleidet, der Seitenscheitel scheint aus Beton gegossen. Doch für suchende Mamas lohnt ein zweiter Blick: Denn die sanftmütige Schale hütet einen harten Kern. In der Sache ist Haimbuchner, der sich selbst als "Nationalliberalen" bezeichnet, ein blauer Hardliner: So war es eine seiner ersten Taten als frisch angelobter Landesrat, den Wohnbeihilfe-Folder in türkischer und serbischer Sprache von der Website des Landes zu entfernen. Und für die Vergabe von geförderten Genossenschaftswohnungen ist in Oberösterreich, dank Haimbuchner, der Nachweis von Deutschkenntnissen erforderlich. Die FPÖ sieht Haimbuchner dennoch als Partei der Mitte. Vermeintliche Positionierungsfehler kritisiert Haimbuchner deutlich: "Wir müssen liberaler werden und in die Mitte rücken, um wählbar zu sein", richtete er etwa einmal Bundesparteichef Heinz-Christian Strache aus.

Als Kind wollte der Liebhaber deftiger Landeskost ("vor allem Schweinsbraten und Leberkäse") eigentlich Landwirt werden. Nach dem Jusstudium lockte aber die Politkarriere: 2003 wurde der passionierte Fischer und Jäger Gemeinderat in Steinhaus, 2006 zog er in den Nationalrat ein. Bei der Landtagswahl 2009 verdoppelte der damals erst 31-Jährige den durch innerparteiliche Turbulenzen 2003 auf 8,4 Prozent geschrumpften Stimmenanteil. Seither ist Haimbuchner, Mitglied der Burschenschaft Corps Alemannia Wien zu Linz, als Landesrat für Wohnbau und Naturschutz zuständig. 2010 löste er seinen "väterlichen Freund" Lutz Weinziger als Landesparteichef ab.

Als Parteichef hatte er immer wieder mit rechten Umtrieben aus den eigenen Reihen zu tun. Oft gab es Konsequenzen, aber nicht immer. In einem STANDARD-Interview kommentierte Haimbuchner das Problem einmal mit den Worten: "Jede Partei hat einen Narrensaum." Nun hat das blaue Chamäleon bei der Landtagswahl 30,4 Prozent der Stimmen erreicht und damit einen neuen Höchststand der FPÖ außerhalb Kärntens. (Markus Rohrhofer, 27.9.2015)