Die USA scheinen sich derzeit mit Russland eine nahöstliche Version des Wettlaufes von Hase und Igel zu liefern: Immer wenn der Hase am Ziel ankommt, ist der Igel (beziehungsweise sein Stellvertreter) schon da. Den letzten Etappensieg hat Moskau soeben im Irak errungen, wo am Samstag die Formalisierung der russisch-iranisch-syrisch-irakischen Geheimdienstzusammenarbeit bekanntgegeben wurde. Die etwa 3500 US-Militärs, die dem Irak beim Kampf gegen den "Islamischen Staat" (IS) assistieren – abgesehen von den Luftschlägen der US-geführten Koalition -, werden es, euphemistisch gesagt, mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis genommen haben.

Nicht, dass die USA diplomatisch faul wären: US-Außenminister John Kerry versuchte am Samstag in New York seinen iranischen Amtskollegen Mohammed Javad Zarif für eine neue Syrien-Initiative, die das große Überthema der UN-Vollversammlung ist, zu engagieren: Derweil telefonierte Präsident Wladimir Putin mit dem saudischen König Salman, um über die regionale Sicherheit und Wege zu einer diplomatischen Lösung in Syrien zu sprechen. Nun werden die Saudis, die weiter auf einem sofortigen Abgang Bashar al-Assads bestehen, während ihn die Russen zumindest für die mittelbare Zukunft halten wollen, nicht gleich ihre Position ändern. Aber das wird der Iran, der sich trotz des Atomdeals weiter auf der "Achse des Widerstands" gegen die Imperialisten aus dem Westen und der arabischen Seite des Persischen Golfs verortet, auch nicht tun, wenn ihn die USA ansprechen.

Frankreich fliegt Luftangriffe gegen den IS in Syrien

In Syrien ist am Wochenende Frankreich, wie angekündigt, in die Luftangriffe gegen den IS eingestiegen. Zuvor hatte sich Paris wegen des fehlenden Mandats in Syrien nur im Irak beteiligt, wo die Allianz ja auf einen Hilferuf der Regierung in Bagdad reagiert hatte. Dass der Irak gleichzeitig massive Hilfe auch vom Iran annahm – der sich auf die Fahnen heftet, Bagdad vor der Eroberung durch den IS gerettet zu haben -, war eine Anomalität, über die angesichts der großen Bedrohung hinweggesehen wurde.

Aber ein "Bagdad Coordination Center", in dem der Irak mit Russland, Iran und Syrien zusammenarbeitet, hat schon wieder eine ganz andere Dimension. Das militärische Konkurrenzunternehmen, das die Russen derzeit in Syrien aufbauen, wird in einer – noch? – einfacheren Form im Irak repliziert. Es zeigt einmal mehr, wie wenig politischen Einfluss Washington im Land hat, das es 2003, wenngleich mit unlauteren Gründen, von Saddam Hussein befreite und wo tausende Amerikaner ihr Leben verloren.

Das Bittere ist, dass Moskau fast täglich auf das Versagen der US-Strategie im Kampf gegen die Jihadisten verweisen kann: Die letzte diesbezügliche Nachricht ist, dass US-trainierte Rebellen in Syrien einen Teil ihrer militärischen Ausrüstung der Nusra-Front – das heißt al-Kaida – übergaben. Und die New York Times meldet am Sonntag, dass der Zustrom der ausländischen Jihadisten zum IS ungebrochen ist. (Gudrun Harrer, 27.9.2015)