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Mit dem E-Golf hat VW im Elektrofahrzeug-Segment auch einen Mittelklassewagen im Angebot. Experten gehen davon aus, dass der Volkswagen-Konzern in Zukunft stark elektrisch Gas geben wird.

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Wien – Ab 1. Jänner 2016 gibt es in Österreich bei Firmenautos, die mit Strom laufen, die Möglichkeit zum Vorsteuerabzug. In Kombination mit der ebenfalls im Rahmen der Steuerreform 2015 beschlossenen Befreiung vom Sachbezug für Mitarbeiter, die ein Elektro-Dienstauto nutzen, hoffte die Branche auf Rückenwind. Der könnte nun kommen, aber anders, als ursprünglich gedacht.

"Der bei VW aufgeflogene Dieselskandal hilft uns", sagte Michael-Viktor Fischer, Geschäftsführer des Elektromobilitätsanbieters Smatrics, dem STANDARD. "Es gibt einen Bewusstseinswandel, dass das, was hinten rauskommt, nicht besser ist als das, was vorn reingezogen wird."

200.000 E-Autos 2020 möglich

Smatrics ist ein vor drei Jahren gegründetes und im Herbst 2013 mit der Installierung erster Ladestationen auch nach außen hin sichtbar gewordenes Joint Venture zwischen Verbund und Siemens. Als einziges einschlägiges Unternehmen bietet Smatrics seine Dienste österreichweit an – von der Installierung der Ladeinfrastruktur über Servicierung samt Hotline bis zur Abrechnung.

Eigenangaben zufolge hat Smatrics einen Marktanteil von rund 30 Prozent. Allein die Zahl der Schnellladestationen (50 Kilowatt), die eine Autobatterie in 20 Minuten von nahezu null auf 80 Prozent der Gesamtkapazität laden können, soll bis Jahresende auf 60 verdoppelt werden.

Flucht nach vorne

Durch den in den USA aufgeflogenen Skandal um verfälschte Abgaswerte, von dem auch Europa erfasst wurde, ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass sich die Branche nicht weiter durchmogeln kann, glauben Experten. Der Druck auf die Hersteller werde nicht nur vor dem Hintergrund der Klimadebatte und des im Fokus stehenden Kohlendioxids (CO2) größer. Auch was Stickoxide (NOX), Feinstaub und Lärm betrifft, sei mehr denn je Handlungsbedarf gegeben, ist die weit geteilte Meinung. Das alles sei Wasser auf die Mühlen derjenigen, die Elektromobilität propagieren.

Smatrics-Mann Fischer geht davon aus, dass VW unter neuer Führung die Flucht nach vorn antritt und seine E-Wagen-Flotte mit dazugehöriger Begleitmusik auf die Überholspur lenkt – oder dies zumindest versucht.

Davon geht auch Jürgen Halasz aus. Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Elektromobilität (BEÖ) sieht für VW "eine einzige Chance, das Image zu verbessern: indem sie sich nun ganz massiv auf die Elektromobilität draufsetzen". Die Situation sei so, dass die Zahl von 200.000 E-Autos auf Österreichs Straßen im Jahr 2020 in greifbare Nähe rücke. Es könnten sogar 250.000 werden, glaubt Halasz, der neben seiner Verbandstätigkeit für Wien Energie auch beim Aufbau des Tankladenetzes mitwirkt.

Österreicher holen langsam auf

Von den 200.000 Elektroautos, die auch von der Bundesregierung propagiert werden, ist man freilich noch weit entfernt. 2014 waren österreichweit 1900 Fahrzeuge mit Stecker zugelassen. Bis zum Sommer sind 1800 dazugekommen. Laut Bundesumweltamt wird der Bestand an E-Autos im Laufe des heurigen Jahres von 4700 auf gut 20.000 anwachsen. Darin enthalten sind allerdings auch Hybridautos mit Plug-in. (Günther Strobl, 28.9.2015)