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Am Grenzübergang Saalachbrücke haben Stadt und Land Salzburg einen Einsatzstab zur Abfertigung der Flüchtlinge eingerichtet.

Foto: AP Photo/Kerstin Joensson

Salzburg – Die Ankündigung, dass Deutschland keine Sonderzüge für Flüchtlinge mehr von Salzburg fahren lässt, hat am Sonntag für Turbulenzen gesorgt. Der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) warnte vor einer Eskalation der Lage: "Rotes Kreuz und Caritas sprechen schon von einer sich ankündigenden humanitären und sanitären Katastrophe an der Grenze nach Freilassing. Diese droht uns auch am Bahnhof, wenn weitere Züge aus Wien, Graz oder Villach kommen."

Bisher kamen über die Sonderzüge täglich rund 1.200 Menschen nach Deutschland. Die übrigen Flüchtlinge versuchten meist zu Fuß, über den Grenzübergang Freilassing nach Deutschland zu kommen. Zuletzt warteten mehrere hundert Menschen oft stundenlang sogar bei Regen auf ihre Ausreise. Die Ankündigung, die Sonderzüge würden eingestellt werden, hat in Salzburg alle Mühlen in Bewegung gesetzt.

Planungsstab eingerichtet

Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) hat noch in der Nacht auf Sonntag einen Planungsstab eingerichtet. Am Sonntag wurden dann die Züge aus dem Süden Österreichs nach Salzburg eingestellt, damit es zu keinem Rückstau in Salzburg kommt.

Am Nachmittag dementierte ein Sprecher des deutschen Innenministeriums im Gespräch mit der Deutschen Presse Agentur schließlich die Einstellung der Sonderzüge. Auch in dieser Woche soll es zur Entlastung Österreichs weitere Sonderzüge für Flüchtlinge von Salzburg nach Deutschland geben. Die Innenministerien beider Länder hätten sich am Sonntag darauf geeinigt, den Einsatz zu verlängern, sagte am Abend ein Sprecher des deutschen Innenministers Thomas de Maiziere in Berlin. Das österreichische Innenministerium war für eine Stellungnahme am Abend nicht erreichbar. Nach Angaben der Deutschen Bahn werden am Montag zwei Sonderzüge ab Salzburg fahren, einer ins Ruhrgebiet, der andere nach Berlin.

In Salzburg haben Stadt und Land die Infrastruktur für die Abfertigung der Flüchtlinge am Grenzübergang Freilassing verstärkt. Die Situation am Hauptbahnhof hat sich unterdessen am Sonntag entspannt. Ein Sonderzug mit 421 Personen hat zu Mittag Salzburg verlassen, Busse mit 400 Flüchtlingen sind in Richtung Oberösterreich abgefahren. Für die späten Abendstunden war ein weiterer Sonderzug nach Deutschland angekündigt. Am Montag soll die Bahnhofsgarage dann zwischenzeitlich komplett leer sein, um sie gründlich reinigen und desinfizieren zu können, heißt es vom Land.

Lage um Züge unklar

Ob nun am Montag Züge fahren oder nicht, blieb am Sonntag unklar. "Die Frage muss auf Bundesebene geklärt werden", sagte der Sprecher von Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Thomas Kerschbaum, zum STANDARD. Die Salzburger Einsatzleitung gehe derzeit weiterhin davon aus, dass keine Sonderzüge nach Deutschland fahren. Wie mit den ankommenden Flüchtlingen dann verfahren werde, müsse auf die Schnelle entschieden werden, so Kerschbaum. "Wir erfahren auch nur kurzfristig, wann Züge kommen."

Unter den toten Flüchtlingen, die im August in einem Lastwagen in Parndorf gefunden wurden, waren offenbar doch einige irakische Kurden und nicht nur Syrer. Am Samstag sind zwei weitere Leichen von Kurden in den Irak überstellt worden. Bereits in der Vorwoche wurden die Leichen von vier kurdischen Flüchtlingen, die ebenfalls in dem Transporter gestorben waren, nach Erbil zurückgeführt. 21 der insgesamt 71 Opfer dürften aus kurdischen Gebieten im Irak stammen, sagte ein Sprecher der kurdischen Regionalregierung zum Sender Rudaw.

Rund 8.400 Grenzübertritte im Burgenland am Sonntag

Rund 8.400 Flüchtlinge sind am Sonntag im Burgenland eingetroffen. Das teilte die Landespolizeidirektion auf APA-Anfrage mit. Davon kam wieder die überwiegende Mehrheit, nämlich rund 8.000, am Grenzübergang Nickelsdorf an. Etwa 300 Menschen überschritten die Grenze bei Heiligenkreuz, 100 wurden im Hinterland aufgegriffen.

Der Flüchtlingszustrom reißt auch am Montag nicht ab. Seit Mitternacht sind bis 6.00 Uhr fast 2.000 Personen im Burgenland angekommen, davon etwa 1.900 in Nickelsdorf und 90 in Heiligenkreuz.

Seit Jahresbeginn mehr als 200.000 Flüchtlinge

Seit Jahresbeginn haben bereits mehr als 200.000 Flüchtlinge Serbien passiert, schätzt das Belgrader Zentrum für Asylhilfe. Fast 140.000 davon haben Asylanträge gestellt. Praktisch alle zogen aber Richtung EU weiter.

Der Flüchtlingsansturm wird auch weiterhin anhalten, auch wenn in den vergangenen Tagen täglich nur mehr rund 1.000 Flüchtlinge im südserbischen Presevo eintrafen, erklärte der Leiter der NGO Rados Djurovic am Montag gegenüber dem staatlichen TV-Sender RTS. Zuvor waren jeden Tag rund 4.000 Menschen eingetroffen. Serbien würden schwierige Zeiten bevorstehen, warnte Djurovic.

Er befürchte einen erneuten Anstieg der Flüchtlingszahlen, wobei Serbien "einfach keine Kapazitäten für ihre dauerhafte Aufnahme" besitze. Die Hilfsorganisation warnt auch vor den sich verschlechternden Witterungsverhältnisse. Die Kälte setze den Flüchtlingen bereits zu und es seien sehr viele Kinder unter ihnen, so Djurovic. (APA/Stefanie Ruep, 28.9.2015)