Intendantin Veronica Kaup-Hasler bei ihrer Eröffnungsrede.

Foto: J.J.Kucek/steirischer herbst

Das Publikum Freitagabend in der Grazer Helmut-List-Halle.

Foto: J.J.Kucek/steirischer herbst

Graz – "Es gibt keine einfachen Lösungen für diese komplexen Anforderungen an unsere Zeit. Wer einfache Lösungen parat hat, etwa meint, dass das Errichten von Zäunen, die Perfektionierung der Festung Europa, das Verharren im vermeintlich Eigenen liegen, hat sich weder mit Geschichte auseinander gesetzt noch mit zukunftsfähigen Visionen. Und schon gar nicht mit Kunst." Veronica Kaup-Hasler, die Intendantin des Steirischen Herbstes, kam in ihrer Eröffnungsrede zum Festival am Freitagabend in der Helmut-List-Halle mehrmals auf die aktuelle Flüchtlingskrise zu sprechen, und ford

erte eine "Relektüre der Genfer Flüchtlingskonvention". Das Mehrspartenfestival, das in Graz, Leoben, Vordernberg und Produktionen aus Theater, Musik, Tanz, Bildender Kunst, Performance und Diskurs zeigt, läuft bis einschließlich 18. Oktober.

"Herbst" mit kostenlosem Zugang für Geflohene

Das Leitmotiv des Festivals ist heuer "Back to the Future – Relikte, Spuren und andere Hinterlassenschaften". Dabei wird das Thema Flucht nicht nur theoretisch und künstlerisch immer wieder auftauchen: Das Festival öffnet auch – angelehnt an die Strukturen der Aktion Hunger auf Kunst und Kultur – seine Pforten kostenlos für Flüchtlinge. Bei Aufführungen, die nicht bereits ausverkauft sind, gibt es gratis Tickets und auch bei allen Ausstellungen ist der Zugang für Geflohene kostenlos.

Am Samstag wurden beim traditionellen Rundgang zwischen 10.00 und 19.00 Uhr Ausstellungen im Stundentakt eröffnet.

Der Startschuss für das Festival, bei dem rund 150 Produktionen dargeboten werden, war am Freitagabend das sprachlich wie musikalisch imposante Auftragswerk "Specter of the Gardenia oder Der Tag wird kommen", für das der Komponist Johannes Maria Staud und der Dichter Josef Winkler monatelang zusammenarbeiteten – eine ausführliche Kritik folgt am Sonntag. Mit der Umsetzung begeisterten Johannes Silberschneider, der Winklers poetische Kindheitserinnerungen und düsteren Zukunftsvisionen vortrug, und das Ensemble Modern unter der Leitung von Emilio Pomàrico. (Colette M. Schmidt, 26. 9. 2015)