Der alljährlich in fünf Kategorien verliehene japanische "Praemium Imperiale" zählt zu den wichtigsten Auszeichnungen im internationalen Kunstbereich. In der Sparte "Architektur" wird dieses Jahr Dominique Perrault für sein Lebenswerk geehrt. Im STANDARD-Interview erklärt der Schöpfer des Wiener DC Towers, warum er mit dem Preisgeld seine Idee des unterirdischen "Groundscrapers" perfektionieren möchte.

"Das ist der vielleicht wichtigste Preis in meinem Leben und er berührt mich sehr", sagt Dominique Perrault als Reaktion auf die Nominierung zum "Praemium Imperiale" in der Kategorie "Architektur".

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Das bisherige Lebenswerk des 62-jährigen Architekten umfasst zahlreiche Gebäude in Frankreich, Deutschland, Spanien, China, Korea und auch in Österreich. So entwarf er das 2004 eröffnete Neue Rathaus in Innsbruck.

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Perrault setzt in seiner Formensprache oft auf einen monumentalen Baukörper, der von der Seite betrachtet jedoch meist ungewöhnlich dünn wirkt. "Meine Inspiration für die Gestaltung des ME-Hotels war ein Turm der Sagrada Familia", erklärt der französische Architekt.

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Das Hotel sowie ein von Perrault gestaltetes Bürogebäude sind Teil der Aufwertung der städtischen Achse "Diagonal" in der spanischen Metropole Barcelona.

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Zu den bekanntesten Werken seiner Karriere zählt die 1996 eröffnete französische Nationalbibliothek in Paris, deren vier weithin sichtbare Tower an aufgeklappte Bücher erinnern sollen. Die Bibliothek selbst befindet sich jedoch in einem unterirdischen Teil der Anlage.

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Im Zentrum des Komplexes befindet sich ein hermetisch abgeschirmter Wald. "Er ist wie ein wertvolles Buch über die Natur. Man kann es zwar betrachten, darf es aber nicht berühren", sagt Perrault.

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Auch beim Europasportpark in Berlin setzt Perrault auf das Verstecken des Baukörpers und versenkt ihn in einem aufgeschütteten Landschaftssockel, den er mit Apfelbäumen bepflanzen lässt. Die Anlage besteht aus einer Schwimm- und Sprunghalle (im Bild) sowie dem Velodrom.

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Das kreisrunde Gebäude mit einem Durchmesser von 142 Metern wird sowohl für Bahnradsport-Veranstaltungen als auch für Konzerte und Großevents genutzt. Das Projekt wurde 1992 anlässlich der Bewerbung für die Olympischen Spiele 2000 konzipiert, den Zuschlag erhielt letztendlich jedoch Sydney.

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Ein international besonders beachtetes Projekt ist die Ewha Womans University in Seoul, Korea. "Das Gebäude ist wie eine Synthese aus einem grünen Hügel und der Bibliothek in Paris. Ich nutzte Architektur, um die örtlichen Gegebenheiten neu zu erfinden, und wählte die Form eines unterirdisches Hochhauses – einem Groundscraper", erklärt Perrault.

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"Vor etwa 30 Jahren begann ich verstärkt über die Beziehung zwischen Boden und Gebäude nachzudenken. Der Preis motiviert mich, die Idee des Groundscrapers weiterzuentwickeln, denn er wird eine immer wichtigere Rolle in der Architektur spielen", sagt Perrault.

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Zu den aktuellen Projekten gehört der 2014 eröffnete DC Tower 1 in Wien. Zusammen mit einem bisher noch nicht gebauten kleineren Tower sollen beide ein urbanes Tor zur Stadt bilden. Beim Design ließ sich Perrault vom französischen Künstler Pierre Soulages inspirieren.

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"Der zweite Tower wird sich inhaltlich sehr vom ersten unterscheiden. Die derzeitigen Überlegungen gehen stark in Richtung eines Wohntowers mit Loggien", erklärt Perrault im Interview.

Der "Praemium Imperiale" wird am 21. Oktober in Tokio verliehen. (Michael Hierner, 26.9.2015)

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