Christoph Grissemann und Dirk Stermann am Dienstag, 22.9.2015 in ihrer Late Night Satire Talkshow auf ORF 1.

Foto: ORF/Hans Leitner

Auch die Winzer hätten sich von der besten Seite gezeigt und jedem Flüchtling ein Fluchtachterl gereicht. Außerdem sei Österreich ja nur ein Durchzugsland, eine Art vergrößerte Rosenbergerfiliale – also, bitte, nicht so arg fürchten! Für Hassposter gilt die Entwarnung nicht: Denn der Syrer lernt allgemein schnell, in 24 Stunden ist er dem Einheimischen sprachlich schon überlegen ...

Endlich sind die Witze zur Flüchtlingskrise im Land angekommen. Dass sich manch einer im Publikum dabei noch unbehaglich fühlt, blieb auch Stermann und Grissemann beim Intro zu Willkommen in Österreich (sic!) nicht ganz verborgen. Der Gelächterertrag war zuerst eher schütter, erst als sich die Pointe dann gen xenophober Österreicher verschoben hat – worüber Einigkeit herrscht –, ging er merklich in die Höhe.

Humor ist eben ein Mittel der sozialen Distinktion: Wer am Ende die meisten Lacher erntet, der hat etwas auf richtige Weise falsch gemacht. Er traf den komischen Geschmack einer Gruppe oder bediente erfolgreich Schadenfreude. Eine Mikl-Leitner, die beim forschen Blick ins Auto eingebremst wird: "Kumm dauni, die Kinder fiarchten sich ja!" – echt witzig. Ähnlich ein verdutzter Faymann, der von Merkel übergangen wird.

Dass Komik beim Flüchtlingsthema schnell einmal irritiert, zeigt aber auch an, wie viel moralische Imperative damit verbunden sind. Man weiß nicht genau, ob man etwas lustig finden darf – das überstehen nicht alle Pointen. Umgekehrt geht’s besser: Als Grissemann einen Hit namens Schweigeminute ankündigte, der sich dann als stillste Fernsehminute seit langem entpuppte, standen die Gäste im Saal unaufgefordert auf. Ein Gänsehautmoment. (Dominik Kamalzadeh, 24.9.2015)