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Ein Wal taucht vor Nuuk, der Hauptstadt Grönlands, auf. Greenpeace untersucht weiter nördlich die Auswirkungen des "Seismic Blasting".

Foto: Reuters / Alistair Scrutton

Vor der Nordostküste Grönlands sucht derzeit ein norwegisches Unternehmen im Auftrag von Großkonzernen nach Öl. Beim "Seismic Airgun Blasting" wird komprimierte Luft auf den Meeresgrund gefeuert, das Echo enthält Informationen über Öl und Gas im Boden. "Alle zehn Sekunden werden rund um die Uhr Schallexplosionen eingesetzt. Deren Lautstärke beträgt 259 Dezibel. Das wäre für Menschen acht Mal so laut wie der Abflug eines Düsenjets", sagt Lukas Meus, Arktis-Sprecher bei Greenpeace.

Die Umweltschutzorganisation macht in einem neuen Bericht auf die Auswirkungen des Lärms seismischer Messungen auf Meeresbewohner aufmerksam. Besonders Wale sind von Lärmverschmutzung betroffen. Sie nutzen den Schall, um zu navigieren, miteinander zu kommunizieren und Nahrung zu suchen. Zu laute Töne können die Tiere aber auch massiv verletzen. Die Irritation durch den Lärm kann bei ihnen sogar zum Tod führen: Verirrte Wale stranden oder werden unter einer Eisdecke gefangen, wo sie ersticken.

Eine Strecke von bis zu 7000 Kilometern soll in den nächsten Monaten durch Schallexplosionen in Grönland vermessen werden. Greenpeace wird mit Unterwassermikrofonen das Vorgehen dokumentieren. Die Route, auf der nach Bodenschätzen gesucht wird, kommt zudem Gebieten gefährlich nahe, die zum Schutz der Narwalpopulation, der Walrösser und des bedrohten Grönlandwals für Menschen bislang gänzlich gesperrt waren.

Widerstand in Italien

In Italien werden Bohrungen im Mittelmeer ebenfalls heftig kritisiert. Erst in dieser Woche haben neun italienische Regionalparlamente einen Feldzug gegen die Pläne der Regierung zur Suche nach neuen Ölreserven gestartet. Sie drängen auf ein Referendum zur Abschaffung zweier Gesetze, die Ölbohrungen innerhalb einer Zone von zwölf Seemeilen ab der Küste erlauben. Laut Schätzungen liegen allein in der Adria noch Reserven von 70 Millionen Barrel Rohöl und 900 Milliarden Kubikmetern Gas. Umweltschützer befürchten unter anderem, dass wegen der Bohrarbeiten der Meeresboden absinken könnte.

Ölbohrungen sind auch in der Arktis "extrem gefährlich und eine tickende Zeitbombe", wie Meus ergänzt. Extreme Wetterbedingungen und fehlendes Sonnenlicht in dieser Region erhöhen die Unfallgefahr. "Es gibt bislang weltweit keine Methode, das Öl zwischen den Eisschollen zu bergen", so Meus. Und bei zugefrorener Eisdecke ist die Bekämpfung einer Ölpest nahezu unmöglich. Greenpeace setzt sich daher für ein Schutzgebiet in der Arktis ein. (Julia Schilly, 24.9.2015)