Nie darf er machen, was er will. Denn eigentlich soll er vor allem eines. Flach und straff sein und möglichst nicht auffallen. Ein guter Bauch? Ist normalerweise einer, der unsichtbar bleibt und keine Zicken macht. Weil das mit dem Flach- und Straff- und Unsichtbarmachen aber nicht so einfach ist, wacht eine ganze Industrie mit erhobenem Zeigefinger über seinen Umfang. Diäten, Workout, Bauchdeckenstraffung, irgendwie scheint der weibliche Bauch in Magazinen und Heftchen vor allem eines: ein Problem, das es zu beseitigen gilt.

Die Ausnahme

Eine Ausnahme im Leben einer Frau gibt es allerdings doch: die Schwangerschaft. Sie ist heute die Zeit des stolzen öffentlichen Kugelschiebens. Das war nicht immer so. Demi Moores nackter Babybauch auf dem Cover der Vanity Fair machte zu Beginn der Neunziger vielleicht einen Anfang. Doch 1991, das ist lange her. Und die Aufregung von damals längst von gestern. Heute ist es wohl Frauen wie Kim Kardashian zu verdanken, dass die Schwangerschaft zum Anlass praller Selbstinszenierung genommen wird. Öffentlich zelebrierte Mutterschaft ist wieder in.

Anders lässt sich schwer erklären, dass prominente wie weniger prominente Frauen nicht mehr darauf warten, dass ein Print-Magazin ihre Kurven abdruckt. Viele übernehmen das in den sozialen Netzwerken auf eigene Faust und auf eigene Verantwortung. Seit einiger Zeit suchen nämlich jede Menge Schwangerschaftsbäuche das Licht der Öffentlichkeit: auf Instagram ploppen unter dem Hashtag #babybump fast zwei Millionen Bäuche auf. Oft ziemlich nackt und in nicht mehr als ein bisschen Unterwäsche verpackt.

Und sonst so? Überall strahlende Glückseligkeit mit gerundetem Bäuchlein. Mark Zuckerberg und seine Frau Priscilla Chan verkündeten die Schwangerschaft Ende Juli selbstverständlich auf Facebook. Zum Beweis gabs ein entzückendes Bild, eine Familienaufstellung mit Hund, die Schwangere mit gefalteten Händen unter dem sanft gewölbten Bauch.

Kugelbauch im Spitzenkleid

Und noch eine gute Nachricht gibt es. Auch Kim Kardashians zweite Schwangerschaft zeichnet sich bereits deutlich ab. Während der New York-Show von Givenchy ließ es sich die Queen of öffentlich gelebter Körperkultur nicht nehmen, ein schwarzes Spitzenkleid zu tragen, das die Kugel ins Blitzlichtgewitter schob.

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Kanye West und Kim Kardashian
Foto: ap/kropa

Wie dazu wohl Yahoo-CEO Marissa Mayer steht? Auch sie verkündete ihre Schwangerschaft Anfang September der Öffentlichkeit. Allerdings ganz ohne bauchigen Bildbeweis. Aber dessen bedurfte es auch gar nicht. Sie sorgte mit ihrer Ankündigung, für Yahoo auf die Babypause zu verzichten, für ungleich größere Aufregung. (Anne Feldkamp, 23.9.2015)