Anita Zielina, Digitalchefin der "Neuen Zürcher Zeitung".

Gregor Hochmuth

Wien – Zusammenführen und so Synergien schaffen – das versuchen momentan nicht nur die Springer-Zeitung "Die Welt" und der Sender N24, sondern auch viele andere Medienhäuser. Dabei dürfe man Konvergenz aber nicht als Spar- und Geschäftsmodell begreifen, betonte Anita Zielina, Chefredakteurin und Digitalchefin der "Neuen Zürcher Zeitung", am Dienstag bei den Österreichischen Medientagen.

"Dass Konvergenz Geld spart, ist eine Illusion", erklärte Zielina. Begreifen Manager Konvergenz so, dann sehe man das den Medien auch an. Bei der NZZ gehe es daher derzeit auch mehr um inhaltliche Konvergenz und nicht darum, dass ein Redakteur plötzlich alles mache. "Es braucht Experten für jedes Produkt und jeden Kanal – das halte ich für total wichtig." Bei der NZZ arbeite man derzeit vor allem an der Optimierung der Workflows und am Aufbau spezieller digitaler Expertise.

Gegen den Redakteur als "eierlegende Wollmilchsau" sprach sich auch Torsten Rossmann, Geschäftsführer von WeltN24 aus. "Qualität braucht Expertise," Das ist auch das Prinzip der momentan stattfindenden Zusammenführung der Zeitung "Die Welt" und des Senders N24, so Rossmann. Neben arbeitsrechtlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Themen stelle sich vor allem die Frage nach Standort und Marke. "Wenn man Konvergenz ernst nimmt, muss man sich zwangsläufig mit dem Newsroom befassen", erklärte Rossmann. Derzeit arbeite man noch an zwei Standorten, 2019 ist aber der Einzug in ein gemeinsames, neues Gebäude geplant.

Daneben gehe es momentan vor allem um die Marke: Nach und nach sollen N24 und "Welt" zu einer Dachmarke verschmelzen. Die Transformation und Vereinheitlichung müsse allerdings Schritt für Schritt passieren: Zunächst soll das neue Design in der Tablet-App erprobt werden, Ende November sei ein neues Logo für "Welt" und "Welt digital" geplant. Im März soll das neue Design für den TV-Sender starten und im zweiten Halbjahr 2016 schließlich die gemeinsame Website "welt.de" gelauncht werden. Reagieren die N24-Seher positiv, wird die Marke ganz verschwinden und der Sender künftig "Welt" heißen.

Ein bisschen möchte Rossmann damit allerdings auch sparen: "Wenn wir beispielsweise online nur noch eine Plattform betreiben, haben wir natürlich eine Kostenreduktion vor Augen." Andererseits rechne er zuerst einmal mit einem "Knick in den Reichweiten", er glaube aber daran, dass die Durchdringung nach zwei bis drei Jahren so stark sei, dass sich das bezahlt macht. Die Digitalisierung mache eine solche Zusammenführung erst möglich. Und auch in Zukunft soll der Fokus auf digitalen Angeboten liegen: "Nicht digital präsent zu sein, wäre der größte Fehler, den man derzeit machen kann", betonte der WeltN24-Geschäftsführer.

Vor allem Bewegtbild müsse Teil jeder erfolgreichen Digitalstrategie sein, ergänzte Zielina. "Wir werden unsere Bewegtbildstrategie neu überarbeiten." Denn bereits mehr als die Hälfte der Bewegtbildinhalte werde mobil konsumiert – die Inhalte seien jedoch nicht für mobile Nutzung, etwa in der Straßenbahn und daher ohne Ton, optimiert. "Wir müssen uns neue Formen überlegen, kurze und informative Formate, die auch ohne Ton funktionieren und den User dort abholen, wo er gerade ist." Als Experimentierfeld diene derzeit auch NZZ.at: "Vieles von dem, was wir dort machen, kommt gut an, bei vielem drehen wir noch an ein paar Schrauben." Es handle sich jedoch noch um ein sehr junges Produkt, und neuen Dingen müsse man eben ein bisschen Zeit geben, sich zu finden. Nach einem Jahr sei ein guter Zeitpunkt, sich anzuschauen, wie man beim Leser, bei der Reichweite und am Werbemarkt dastehe. "Wir haben aber in allen diesen Bereichen konstant steigende Werte", so Zielina. (APA, 22.9.2015)