Michael Häupl hat gezögert und verloren. Konfrontiert mit schlechten Umfragen, verzichtete der Wiener Bürgermeister auf die erwartete Vorverlegung der Wien-Wahl auf den Juni. Das Debakel der steirischen SPÖ, die Ende Mai wählen ließ, schien ihm recht zu geben. Doch jetzt steuert die SPÖ Wien auf ein noch viel schlimmeres Ergebnis zu, als es vor dem Sommer je möglich gewesen wäre. Und auch der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer ärgert sich wohl, dass er die Wähler nicht vor einem halben Jahr zur Urne gerufen hat.

Doch niemand konnte damals das Ausmaß des jetzigen Flüchtlingsansturms voraussehen. Und da sich Wähler immer öfter von Bildern und augenblicklichen Stimmungen beeinflussen lassen, schwimmt die FPÖ derzeit auf einer historischen Erfolgswelle, die selbst die größten Erfolge Jörg Haiders in den Schatten stellt.

In den beiden Bundesländern, die jetzt wählen, werden dadurch die politischen Weichen für die kommenden Jahre neu gestellt. Im Bund aber, wo die wichtigeren Entscheidungen fallen, muss das Umfragehoch der FPÖ keine Folgen haben. Denn gewählt wird erst 2018, und bis dahin können ganz andere Themen die öffentliche Meinung prägen. Vorausgesetzt, SPÖ und ÖVP kriegen die durch Zuwanderung verursachten Probleme bis dahin in den Griff – und lassen sich nicht von den jetzigen Umfragen dazu verleiten, die Drecksarbeit der Blauen selbst zu erledigen. (Eric Frey, 21.9.2015)