Meryl Streep spielt mit der Gitarre ihren eigenen Nachwuchs an die Wand.

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Je älter ich werde, desto besser finde ich die Alten. (Natürlich nur die Alten, die wirklich den Mut haben, alt zu werden.) Und ich weiß nicht, ob das allen so geht. Bei manchen Männern meiner Altersklasse (und darüber) habe ich eher einen gegenteiligen Eindruck. Die finden die Jungen irgendwie dann doch besser. Aber lassen wir das, darum geht es hier nicht. Mir geht es hier eher um ein popkulturelles Phänomen. Dass nämlich nur die Guten jung sterben, stimmt so gar nicht. Manche von den Guten schauen jetzt langsam sehr alt aus. Aber es steht ihnen.

Mit der Gitarre an die Wand spielen

Auch neulich im Kino. Ob jetzt "Ricki and the Flash" ein richtig guter Film ist, darüber lässt sich streiten, aber darüber, dass Meryl Streep eine richtig gute Schauspielerin ist, nicht. 19 Oscar-Nominierungen können nicht lügen. Mit 66 ist sie zwar eine Junge unter den richtig Alten, und mir ist klar, dass ich hier zur Untermalung meiner schönen These nach den Sternen (Stars) greife, aber als Ricki Rendazzo spielt sie auf ihrer Gitarre (das hat sie extra für den Film gelernt) als alternde Rockdiva noch immer alles an die Wand, auch die eigene Nachkommenschaft. Mamie Gummer, Jahrgang 1983, gibt auch im aktuellen Familiendrama(chen) Streeps Tochter.

In der Filmvorschau vor "Ricki" tauchte kurz auch Robert auf. Robert De Niro ist auch einer von den Guten (und sehr böse – und lang ist es her – damals in "Taxi Driver"). Im Film "The Intern", der Ende September startet, spielt er einen über 70-Jährigen, der als Praktikant wieder zurück will – ins Berufsleben. So also sieht Hollywood meine Zukunft. Eh rosig.

Die Steine rollen wieder

Praktikanten sind die Rolling Stones keine mehr und sie sehen nicht halb so gut aus wie Meryl Streep als Ricki Rendazzo, aber sie sind noch immer am Leben, was zumindest bei Keith einem Wunder gleicht, das die aktuelle Altersforschung einmal näher untersuchen sollte. Wenn die Steine im nächsten Jahr, nach zehn Jahren Pause, ihr neues Album rausbringen, dann sind sie auch gut über 70. Hurra, ich mag ja die Alten. Patti Smith ist auch so eine gute Alte. Dass die "Godmother of Punk" herself mit ihren schönen langen, grauen Haaren im Sommer vor ihrem Wels-Konzert ausgerechnet im gleichen Seewasser wie ich geschwommen ist, ist sicher ein Zeichen. Ein gutes. Ja ja, ich weiß schon, man wird wunderlich mit den Jahren. Auch das ist gut. (Mia Eidlhuber, 20.9.2015, derstandard.at)