Wien – Dass die Verneinung notwendig enthält, wogegen sie geführt wird, ist ein altbekanntes Problem. Dass das Nein in modernen Diskursen geradezu verschluckt und mühelos eingewoben wird, sei u. a. mit Blick auf das griechische Óchi alarmierend. Deswegen widmet sich das Werk X in der Spielzeit 2015/16 dem "Dagegen sein".

Im Anschluss an ein erfolgreiches erstes Jahr als Werk X – im Oktober 2014 hatte man das alte Palais Kabelwerk mit der ehemaligen Garage X zusammengelegt – wolle man sich im Feld der Negation bewegen, erklärte der künstlerische Leiter und Geschäftsführer Harald Posch bei der Programmpräsentation.

Die Saison beginnt mit einem musikalischen Theaterabend: Jan Plewka und Leo Schmidthals von der Band Selig fragen zusammen mit Tom Stromberg, ob das Leben überhaupt nur im Rauschzustand erträglich ist. Den drei Konzerten Liebe, Drogen, Alkohol kann man am 16. und 17. Oktober im Werk X lauschen. Mit Räuber. das leben stiehlt auch nur vom tod (SCHREI SCHILLER SCHREI) feiert auf die Musik folgend eine Bearbeitung des Klassikers am 5. 11. Premiere. Ali M. Abdullah (künstlerische Leitung und Geschäftsführung) bringt zum zweiten Mal Houellebecq auf die Bühne. Unterwerfung ist eine österreichische Erstaufführung des vieldiskutierten Romans: Frankreich wird im Jahr 2022 von einem muslimischen Präsidenten regiert, mancherorts herrscht Bürgerkrieg, andernorts ist man ganz zufrieden. Neben Schiller wird auch Schnitzler aktualisiert. Reigen (the making of a post porn schnitzler) will mit queerer Besetzung ergründen, welche Tabus die heutige Sexualität bestimmen.

Auch die Nebenschauplätze bieten Neues: Mit Schnitzel im Kontext, einer "light-kulturellen Show", startet im Häuserl am Spitz eine neue Reihe und im Werk X-Eldorado werden die Protokolle von Toulouse gezeigt. Wiederaufgenommen wird u. a. die Proletenpassion. Das Stück war durchgehend ausverkauft, wurde zum Spielart Festival in München eingeladen und wird vom ORF verfilmt. Es dürfte einen Teil des Erfolgs des Vorjahres ausmachen: Die Einnahmen stiegen um 25 Prozent; das Haus verzeichnete 18.000 Besucher war zu 80 Prozent ausgelastet. (kf, 19.9.2015)